Umweltfreundliche Waschmaschine Kügelchen sparen 80 Prozent Wasser

Eine Firma verkauft eine Waschmaschine, die nur ein Fünftel der üblichen Wassermenge verbraucht.

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Wer in Hotels übernachtet, kennt sie: die kleinen Papp-Aufsteller, die zum Wassersparen ermahnen. Sie erinnern daran, dass wir Handtücher auch mal einen Tag länger benutzen sollten. Schließlich verbraucht ein Gast pro Tag rund 300 Liter Wasser, in Luxus-Betrieben sind es sogar bis zu 1.000 Liter täglich.

Ein Großteil des Wassers wird in den Wäschereien verbraucht. Hotelketten wie das amerikanische Hyatt setzen deswegen inzwischen auf eine Technologie der britischen University of Leeds, die seit 2006 an einer wassersparenden Variante zur herkömmlichen Waschmaschine forscht. Der Clou: Durch den Einsatz von Nylon-Kügelchen benötigen Waschmaschinen bis zu 80 Prozent weniger Wasser und bis zu 50 Prozent weniger Strom.

Schmutzpartikel binden statt auswaschenDie Methode basiert auf der cleveren Nutzung chemischer Effekte. Wenn Schmutz von Waschmittel gelöst wird und anschließend mit Nylon in Kontakt kommt, haftet er stärker an Kunststoff als an den verschmutzten Kleidungsstücken. Der Grund: Kunststofffasern wie Nylon sind besonders anziehend, nehmen Farben gut auf und binden sich schnell an Schmutzpartikel. Besonders gut klappt das, wenn Nylon feucht und warm ist, 20 Grad Celsius genügen. Richtig heiß muss das Wasser also gar nicht werden.

Die Technologie, die inzwischen von der britischen Firma Xeros vertrieben wird, scheint zu überzeugen: Sieben der zehn größten Hotelketten Amerikas setzen nach eigenen Angaben inzwischen auf die wassersparenden Waschwunder. Und wer jetzt meint, die Nutzung von Plastik sei auch nicht viel umweltfreundlicher als die Verschwendung von Wasser, der sei beruhigt: Die Kunststoff-Kügelchen können nach dem Gebrauch recycelt und zum Beispiel in Autoteilen verbaut werden.

Teuer aber auf Dauer lohnendBis es so weit ist, überstehen die Kügelchen Hunderte von Waschgängen. Allerdings braucht es pro Waschgang eine gewaltige Menge dieser Kunststoff-Teile: Auf 25 Kilogramm Kleidung, wie sie in die großen Industrie-Waschmaschinen passen, kommen rund 50 Kilogramm Xeros-Kügelchen. Das sind rund 1,3 Millionen Teilchen, die jedes Mal durch die Trommel geschleudert werden.

Die Mengen zeigen, dass Xeros noch am Anfang steht, was den Einsatz seiner Waschmaschinen für Privatkunden betrifft. Allein am Kaufpreis gemessen sind Xeros-Waschmaschinen bisher deutlich teurer als andere Modelle. Erst die Genügsamkeit der Geräte im täglichen Betreib durch geringere Ausgaben für Wasser, Strom und Waschmittel drückt auf Dauer die Gesamtkosten. Mark Nichols, Chef der Marke Xeros, allerdings verspricht: „Die Einsparungen über die Lebenszeit der Maschine wiegen den höheren Anschaffungspreis mehr als auf.“

Noch zwei bis drei Jahre soll es dauern, bis die Maschinen für Privatkunden in den Handel gelangen. Bis dahin will Xeros den europäischen Markt mit seinen kommerziellen Waschmaschinen erobern. Ein ehrgeiziger Plan, der allerdings zu klappen scheint: Für die kommenden Jahren hat die Firma Investitionen von rund 50 Millionen Euro geplant.

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