Solarzellen Kann sie bald jeder zu Hause selbst drucken?

Australische Forscher haben erstmals Solarzellen in einem riesigen Drucker hergestellt - bald soll das jeder im Wohnzimmer nachmachen können.

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Zwei deutsche Unternehmen, die kurz vor dem Produktionsbeginn von organischen Solarzellen stehen, bekommen Konkurrenz aus Australien. Nach fünfjähriger Forschungsarbeit hat das Victorian Organic Solar Cell Consortium, ein Forschungsverbund, dem mehrere Unternehmen und Forschungsinstitutionen angehören, die wohl größte Zelle der Welt vorgestellt, die in einem 3D-Druckverfahren hergestellt wurde.

Die Drucktechnik ähnelt der für Banknoten aus Kunststoff, an der Wissenschaftler des Materialforschungsinstituts CSIRO mitgearbeitet haben. Der eigens für die Herstellung von organischen Solarzellen entwickelte Drucker kostete 200000 Australische Dollar (rund 150000 Euro). Die Zelle ist so groß wie ein Blatt Briefpapier. „In naher Zukunft kann jeder sich zu Hause solche Solarzellen ausdrucken“, sagt CSIRO-Materialforscher Scott Watkins. Die ersten 3D-Drucker zu Preisen um 1000 Euro sind bereits auf dem Markt. Nach Schätzungen des Konsortiums wird es allerdings noch ein paar Jahre dauern, ehe die Zellen serienreif sind.

Die bisherigen Module aus Australien haben einen Wirkungsgrad von bestenfalls sechs Prozent. Eine im Labor in Handarbeit hergestellte Zelle von Heliathek, einem jungen Unternehmen, das in Dresden und Ulm angesiedelt ist, kommt dagegen auf zwölf Prozent. Die Australier streben zehn Prozent an. Gute Siliziumzellen erreichen mehr als 20 Prozent.

Organische Solarzellen haben eine Reihe von Vorteilen, verglichen mit den üblichen Zellen aus Silizium. Sie lassen sich ohne großen Energieverbrauch herstellen. Umweltschädliche Materialien werden nicht eingesetzt. Sie sind extrem leicht und biegsam. Einzige Nachteile: Der niedrige Wirkungsgrad und der frühzeitig einsetzende Alterungsprozess, der die Effektivität reduziert. Die Australier „hoffen“, dass ihre Zellen länger als zehn Jahre durchhalten. Siliziumzellen kommen auf 20 Jahre und mehr.

Wie viel die Zellen kosten können die Forscher nicht sagen. Sie sollen allerdings deutlich billiger sein als die, die heute auf dem Markt sind. Wie sie genutzt werden wissen sie dagegen schon ganz genau. Weil sie flexibel sind, können sie auf beliebig geformte mobile Geräte geklebt werden, um diese mit Strom zu versorgen.

Sie könnten auch in Kleidungsstücke integriert werden, um beispielsweise Sensoren zu versorgen, die den körperlichen Zustand überwachen. Zudem lassen sie sich als Vorhänge nutzen, die nebenbei zu starke Sonneneinstrahlung verhindern, und in Fassaden integrieren. Da sie beliebig einfärbbar sind werden sie zu architektonischen Gestaltungselementen an Fassaden.

An den Entwicklungsarbeiten sind zehn Unternehmen, darunter Bosch Singapur, und Forschungseinrichtungen beteiligt, die ihr Know-how im Victorian Organic Solar Cell Consortium gebündelt haben.

Hier erklärt CSIRO-Forscher Scott Watkins seine Druck-Technologie:



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