Biogas aus Mist Neue Technik macht Energiepflanzen überflüssig

Ein finnisches Unternehmen kann Tiermist komplett zu Biogas und Dünger umwandeln.

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Gas und Dünger aus Hühnermist – das ist längst keine Zukunftsidee mehr, sondern längst Realität. Exkremente von Tieren, vor allem von Geflügel, können in Biogasanlagen vergoren werden. Nur: Wenn der Anteil zu hoch ist, streiken die Bakterien, die das Gas erzeugen.

Eigentlich ist das Verfahren genial: Mikroorganismen lösen Stickstoffverbindungen aus den Exkrementen heraus und wandeln sie in Ammoniak um. Das ist ein hervorragender Dünger, der aber leider auf die Gas produzierenden Bakterien lähmend wirkt. " Anlagen, in denen Exkremente verwertet werden, fallen öfter aus", sagt Joachim Krassowski, Leiter der Arbeitsgruppe Biogas am Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (Umsicht) in Oberhausen.

Nun ist es einem finnischen Unternehmen namens Ductor gelungen, eine Technik zu entwickeln, mit der es auch große Mengen an Exkrementen in Biogas umwandeln kann. Ein großer Vorteil, weil die Betreiber damit auch auf den Einsatz von Energiepflanzen wie Mais weitgehend verzichten können.

Ductor schaltet eine Anlage vor, in der die Stickstoffverbindungen, die in der Biomasse gebunden sind, von Bakterien herausgelöst und in Ammoniak verwandelt werden. "Das ist der gleiche Prozess, der auch in der Biogasanlage stattfindet", sagt Krassowski. Durch einen Strippen genannten Prozess wird das Ammoniak aus der Suspension entfernt. Dazu leitet man ein Gas durch die Flüssigkeit, welches das Ammonium mitreißt. Es entsteht letztlich wertvoller Dünger.

Neue Biogas-Anlagen könnten Millionen Tonnen CO2 einsparenDie derart entschärfte Brühe wird dann in die Biogasanlage gepumpt. "Unsere Pilotanlage in Finnland wurde problemlos mit reinem Hühnermist betrieben", sagt Ductor-Geschäftsführer Ari Ketola. In Deutschland sind derzeit zwei Anlagen im Bau, eine dritte hat der Biogasanlagenbetreiber BGA Leemhuis in Weener an der Ems kürzlich geordert.

"Allein in Europa könnte die Biogasindustrie mit unserer Technik einen zusätzlichen Gewinn von einer Milliarde Euro pro Jahr erzielen und gleichzeitig den CO2-Ausstoß um 1,5 Milliarden Tonnen senken“, verspricht Ketola. „Darüber hinaus würden mehr als 800.000 Hektar Nutzfläche, die derzeit für den Anbau von Energiepflanzen verwendet werden, für die Nahrungsmittelproduktion frei."

Biogasanlagen mit vorgeschalteter Duktor-Technik könnten erheblich mehr Biogas produzieren, wirbt das Unternehmen. Quantifiziert hat es das noch nicht. "Wir haben angeboten, entsprechende Messungen in der ersten großtechnischen Anlage durchzuführen", sagt Krassowski, der die Pilotanlage der Finnen begutachtet hat. Nur: "Effektivitätsverbesserungen in diesem Stadium zu beurteilen ist extrem schwierig."

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