Carbonbeton Der neue Liebling der Architekten?

Forscher aus Dresden arbeiten an Beton mit Carbonanteilen. Das soll ganz neue Gebäudeformen ermöglichen - und Bauwerke stabiler machen.

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Staus, Umleitungen und Teilsperrungen wegen maroder Brücken sorgen für einen Schaden von zwei Milliarden Euro pro Jahr - allein in Deutschland. Schuld daran ist meistens Rost, der die Bewehrung (Armierung) aus Stahl schwächt. Beton ist zwar stärkstem Druck gewachsen. Gegen Zugkräfte ist er dagegen anfällig. Die nimmt ein Stahlgeflecht im Inneren auf. Und das kann eben rosten.

Brücken, die in Zukunft gebaut werden, sind gegen Rost immun. So will es jedenfalls Manfred Curbach, Professor am Institut für Massivbau der Technischen Universität Dresden. Hochfeste Carbonfasern – also Fasern aus Kohlenstoff, wie sie auch für Flugzeugbauteile wie Höhen- und Seitenruder genutzt werden – ersetzen dafür den Stahl.

Diese Fasern sind praktisch unzerstörbar. Außerdem ermöglicht der Einsatz von Carbonbeton weitaus filigranere Strukturen, wie sich bei einem Ideenwettbewerb des Carbonfaserherstellers SGL Carbon aus Wiesbaden im vergangenen Jahr zeigte.

Damit die Wende beim Bau von Brücken und anderen Bauten wie Türmen und Hochhäusern gelingt, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 45 Millionen Euro für die Entwicklung von Beton spendiert, der mit Fasern armiert ist. Dazu kommen 23 Millionen Euro, die die Unternehmen beisteuern. Die Mittel sind für Forschungsarbeiten bis 2020 vorgesehen.

Grüner Beton, der auch noch stabiler istMit dieser Unterstützung im Rücken wollen die Entwickler des Carbonbetons jetzt loslegen. Sie gründeten die Initiative „C3 – Carbon Concrete Composite“. Sie wird getragen von 40 Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Sprecher ist der Dresdner Professor Curbach. „Wir machen den Schritt vom plumpen Betonbau der Vergangenheit zur Filigranität, Leichtigkeit und Ästhetik des Betonbaus der Zukunft“, sagt er.

Und mehr noch: „Außerdem reduzieren wir den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoß bei der Herstellung und Instandsetzung unserer Bauwerke, wir schonen unsere wertvollen Ressourcen.“

Der geringere Energieverbrauch und damit das Sinken der Klimagasemissionen kommt durch Minderverbrauch an Beton und durch eine weitaus längere Lebensdauer der Bauten zustande.

Ziel ist es, in Neubauten mindesten 20 Prozent des Stahlbetons durch Carbonbeton zu ersetzen. 100 Prozent sind – vorerst – unwahrscheinlich, denn das Fasermaterial ist weitaus teurer als Stahl. In vielen Fällen kann sich ein Ersatz des Stahls dennoch lohnen, etwa dann, wenn es auf Eleganz ankommt, beispielsweise bei Brücken.

Hier noch ein Video des Unternehmens SGL Group, das die potenziellen Möglichkeiten des Carbonbetons erklärt.



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