Windenergie Neue Windturbine schmiegt sich an Hausfassaden

Forscher haben ein Windrad gebaut, das ohne bewegliche Teile auskommt: Es erzeugt Strom aus Windenergie mit Hilfe von Wassertropfen.

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Windräder haben sich seit ihrer Erfindung vor mehr als 3000 Jahren kaum verändert: Flügel rotieren im Luftstrom und verwenden die Energie, um ein Getriebe zu bewegen. Niederländische Forscher wollen mit diesem Prinzip jetzt radikal brechen: Sie haben eine Windturbine entwickelt, die ganz ohne bewegliche Teile auskommt. Statt drehender Flügel nutzt sie fallende Wassertropfen, um Strom zu erzeugen.

Das klingt nach einem verspäteten Aprilscherz. Aber in den Laboren der Technischen Universität Delft sind bereits Prototypen des neuartigen Kraftwerks im Einsatz. Der Electrostatic Wind Energy Convertor, kurz Ewicon, besteht aus einem Rahmen, in dem zahlreiche Rohre horizontal untereinander angebracht sind.

Jedes Rohr ist mit Elektroden bestückt - und außerdem mit Düsen, die kontinuierlich Wassertropfen abgeben. Diese sind positiv geladen - zum Beispiel durch einen hohen Salzgehalt. Weht der Wind diese Tropfen nun davon, dann entsteht ein elektrischer Strom. Und den kann man ins Stromnetz einspeisen.

Vorteil des Systems: Es gibt keine beweglichen Teile, die verschleißen könnten. Das verspricht geringere Wartungskosten als bei heutigen Windrädern. Zudem verursacht die Wassertropfen-Windturbine keinen Lärm und keine nervig flackernden Schatten. Auch stellt die Anlage keine Gefahr für Vögel dar.

Hausfassade erntet Windenergie"Das Ewicon könnte künftig in Städten eingesetzt werden", hofft der Ingenieur Dhiradj Djairam, der die neuartige Turbine im Rahmen seines Phd mitentwickelt hat. "Es könnte sich etwa als flache  Fassadenschicht über Häuser ziehen und dort Strom produzieren." Auch für den Offshore-Einsatz sei die Technik ideal: "Salzwasser gibt es dort im Überfluss", sagt Djairam. Und gerade bei Offshore-Windrädern sind Techniken gefragt, die den teuren Wartungsaufwand verringern.

Noch aber ist die Erfindung der Holländer lange nicht leistungsstark  genug für den kommerziellen Einsatz. "Wir wandeln derzeit im Labor nur ein bis zwei Prozent der Windenergie in Strom um", sagt Djairam, "das sind einige Watt pro Quadratmeter." Eine Turbine von der Größe eines Sechs-Megawatt-Windrades käme nur auf 0,5 Megawatt Leistung.

Darum will Djairam mit seinen Kollegen die Technik jetzt deutlich effizienter machen. "Wir wollen 15 bis 20 Prozent der Windenergie in Strom umwandeln", sagt er. Damit könnten Großanlagen dann vielleicht mit herkömmlichen Windrädern in Wettbewerb treten.

Sehen Sie hier, wie das neuartige Windkraftwerk funktioniert:



Anmerkung: In einer früheren Version des Textes hieß es: "...auf dem Campus der Technischen Universität Delft ist seit kurzem ein Prototyp des neuartigen Kraftwerks installiert." Das ist nicht korrekt. Das Gerät auf dem Campus stand nur kurz dort - und war ein Modell. Eine funktionstüchtige Version hätte aufwändigere  Sicherheitsmaßnahmen erfordert. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen - und danken Uwe Fechner für den Hinweis.

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