Wegen hoher Kerosinkosten Navy produziert Flugzeugsprit aus Meerwasser

Die Jets auf US-Flugzeugträgern brauchen Unmengen an Kerosin. Bald soll der Sprit an Bord entstehen.

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Auf den Flugzeugträgern der amerikanischen Marine wollen Ingenieure künftig Kerosin für Kampfflugzeuge produzieren. Als Rohstoff dient Kohlendioxid, das dem Meer entzogen wird.

Was eher nach einem Aprilscherz klingt, ist aber tatsächlich machbar. In einer Pilotanlage haben Wissenschaftler des Naval Research Laboratory bereits kleine Mengen des synthetischen Sprits hergestellt.

Sie betankten damit ein ferngesteuertes Modellflugzeug, einen Nachbau des Jagdflugzeugs P-51 Mustang, das im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde. Der Motor schluckte das synthetische Kerosin ohne Murren.

Der Prozess entlastet die Umwelt, weil für das Kerosin kein neues Öl aus dem Boden geholt werden muss. Außerdem sind weniger Fahrten mit Tankschiffen nötig. Um Kerosin an Bord der Flugzeugträger herzustellen, ist allerdings sehr viel elektrische Energie nötig, die von Generatoren erzeugt werden, die Schiffsdiesel oder Schweröl verbrennen (und das wiederum ist ganz und gar nicht sauber).

Zehn Flugzeugträger der Navy fahren aber mit Atomkraft - zapft man dieses System an, könnten die Klein-AKWs klimafreundlichen Strom für den Prozess bereitstellen. Vollkommen umweltverträglich wäre der Prozess, wenn der Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne käme, also an Land.

Prozess soll 2020 verfügbar seinAus dem Rohstoff Meerwasser stellen die Marineforscher mittels dem Elektrolyseverfahren Kohlendioxid und Wasserstoff her. Mit dem vor über 100 Jahre entwickelten Fischer-Tropsch-Verfahren verschmelzen sie die beiden Elemente zu Kerosin. Den dazu nötigen Katalysator aus einer geheimen Mixtur mehrerer Metalle haben die Forscher selbst entwickelt. Er reduziert den Energiebedarf des Prozesses.

An Kohlendioxidmangel wird das Verfahren nicht scheitern. Weil die Emissionen aus fossilen Kraftwerken und Verbrennungsmotoren weiter zunehmen, reichert sich immer mehr Klimagas in den Weltmeeren an. Die CO2-Konzentration im Meerwasser ist 140 Mal höher als in der Luft.

Triebfeder für die Entwicklung der US-Navy ist aber weniger die Sorge um das Weltklima als die sichere Versorgung der Marineflieger mit Treibstoff. Heute wird er mit Tankschiffen transportiert, die auch zusätzlichen Treibstoff für die Schiffsmotoren liefern. 600 Millionen Gallonen (rund 2,3 Milliarden Liter) Kerosin pro Jahr bringt allein der Hauptversorger US Navy Military Sea Lift Command seinen schwimmenden Kunden rund um den Globus aus.

Ganz ersetzen lässt sich diese Menge aber wohl nicht, solange mit Schiffsdiesel angetriebene Generatoren den Strom für das Verfahren liefern.

Dennoch hofft die Navy, mit der Herstellung von Sprit auf hoher See die Kosten zu senken. Eine Gallone Meereskerosin könnte für drei bis sechs US-Dollar hergestellt werden, hoffen die Forscher, pro Liter wären das umgerechnet 1,15 Euro.

Sieben bis zehn Jahre soll es dauern, bis sich der Prozess, mit dem auch Benzin und Diesel hergestellt werden kann, kommerziell nutzen lässt: Von der Marine und von Zivilisten in Anlagen auf dem Festland.

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