Vertical Farming US-Stadt baut supereffiziente Gemüsefarm

Mehrstöckige Gewächshäuser in Städten waren bisher als Energiefresser verschrien. Ein Projekt in den USA zeigt, dass es anders geht.

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Die urbane Landwirtschaft entwickelt sich rasant. Was vor einigen Jahren noch eine krude Idee erschien, wird mittlerweile weltweit umgesetzt. In Berlin züchten Stadtgärtner neuerdings mitten in der Stadt in einem Hightech-Gebäude Gemüse und Fisch.

In New York ist die Bewegung schon länger auf dem Vormarsch und erobert vor allem Flachdächer von Fabrikhallen. In der US-Hauptstadt Washington entsteht derzeit die größte Stadtfarm der Welt. Auch Unternehmen in Singapur experimentieren schon länger mit Äckern, die in die Höhe wachsen, statt in die Breite.

Die Vorteile des Urban oder Vertical Farming (wenn der Anbau in einem mehrstöckigen Gewächshaus stattfindet) liegen auf der Hand. Demnächst wird ein Großteil der Menscheit in Städten leben. Außerdem produzieren die vertikalen Farmen im Gegensatz zur herkömmlichen Landwirtschaft ganzjährig Gemüse und Kräuter.

Und die müssen dank der lokalen Produktion nicht mehr weit zum Verbraucher transportiert werden. Dadurch verhindert man Ernteausfälle, Verderb und Umweltverschmutzung.

"Vertical Harvest" versorgt US-KleinstadtZusätzlich schützt der geschlossene Wasserkreislauf und der hydroponische Anbau (das Gemüse wächst dabei in einer Nährflüssigkeit und nicht in Erde) Ressourcen, der Wasser- und Düngemittelverbrauch ist stark reduziert.

Einziges Manko war in der Theorie meist der unverhältnismäßig hohe Energieverbrauch, der die Vorteile des Anbaus in vertikalen Farmen wieder ausgleichen würde. Durch moderne Beleuchtungstechnik und intelligentes Design können die Gewächshaus-Planer diesen aber stark reduzieren. Das beweist eine Stadtfarm in der Kleinstadt Jackson im US-Bundesstaat Wyoming

Bei einer Höhenlage von 1901 Metern über dem Meer liegt der Ort fast das halbe Jahr unter einer dicken Schneedecke. Durch das bergige Umland, ist die Stadt auch nur schwer zu erreichen. Der lokale Anbau von Gemüse und Obst ist klimatisch bedingt also nahezu unmöglich. Folglich muss das Grünzeug kostspielig und umweltschädlich importiert werden. Bis jetzt.

Auf einer etwa 10 auf 45 Meter großen Baufläche, die bisher brach lag, soll jetzt eine dreistöckige urbane Farm mit dem Namen Vertical Harvest entstehen. Diese soll auf rund 1670 Quadratmetern bis zu 46.000 Kilogramm Obst und Gemüse für den Ort im Jackson Hole genannten Tal produzieren.

Dank des geschlossenen Wasserkreislaufs soll der Anbau im Vergleich zur herkömmlichen Methode bis zu 90 Prozent weniger Wasser verbrauchen. Zusätzlich erfordert das Indoor-Farming keinerlei Pestizid-Einsatz.

Um der kleinen, aber vorhandenen lokalen Landwirtschaft nicht das Geschäft abzugraben, werden in der vom Büro E/Ye Design entworfenen Farm nur Produkte angebaut, die momentan importiert werden: Gemüse, Kräuter und vor allem Tomaten.

Fensterfront sorgt für Beleuchtung - LEDs im WinterDie riesige Fensterfront auf der Längsseite des Gewächshauses sorgt dabei für ausreichende Beleuchtung und spart Strom. Der hohe Energieverbrauch wird den vertikalen Stadtfarmen häufig als Nachteil ausgelegt. Künstliche Beleuchtung soll in Jackson aber nur im Winter eingesetzt werden. Dadurch liegt die verbrauchte Energie des Gewächshauses unter dem Wert, der für den Gemüse-Import aufgewendet werden würde.

Um den Umweltschutzgedanken nicht nur umzusetzen, sondern auch weiterzutragen, sollen im Gewächshaus Besichtigungstouren beispielsweise für Schulklassen stattfinden und Bildungsräume zur Verfügung stehen.

Das ergibt Sinn, denn für die lokale Wirtschaft von Jackson ist der Umweltschutz ein wichtiger Faktor. Der Tourismus ist mit Abstand die wichtigste Einnahmequelle, insbesondere im Winter.

Wenn die globale Erwärmung nicht eingedämmt wird, wird die Zahl der Ski- und Snowboardgäste in Zukunft proportional zum geringeren Schneefall abnehmen. Irgendwann könnten sie sogar ganz ausbleiben.

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