Tod durch Klimawandel WHO geht ab 2030 von jährlich 250.000 "Klima-Opfern" mehr aus

Die WHO berechnet, wie viele Menschen wegen der Erderwärmung sterben.

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Leider ist es mittlerweile eine Binsenweisheit, es wird wärmer. In den vergangenen 100 Jahren stieg die durchschnittliche Temperatur der Erdoberfläche um 0,8 Grad Celsius. Noch drastischer fällt die Prognose für Ende des 21. Jahrhunderts aus: Nach Angaben des Uno-Klimarats IPCC könnte sich die Erde allein in den europäischen Regionen bis 2100 um sechs Grad Celsius erwärmen. Mit dramatischen Folgen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzte nun erstmals, wie viele Menschen in den kommenden Jahren an den Folgen der Erderwärmung sterben werden. „Wir wissen, dass Hitzewellen tausende von Menschen töten können, ja sogar zehntausende", sagte der WHO-Klimawandelexperte Diarmid Campbell-Lendrum bereits auf der ersten WHO-Konferenz für Klima und Gesundheit im August.

Bereits im Rekord-Hitzejahr 2003 wurden rund 70.000 Todesfälle mehr gezählt, die unmittelbar im Zusammenhang mit der damaligen Hitzewelle standen. Noch erschreckender: Temperaturen wie damals, die auch in Deutschland für Werte jenseits der 40 Grad Celsius sorgten, sollen nach den Prognosen der WHO schon bis Mitte des Jahrhunderts normal sein.

Krank durch ErderwärmungDie Experten der WHO sind sich einig: „Die Auswirkungen des Klimawandels werden drastischer sein, als wir sie uns heute vorstellen“, heißt es in einem Bericht, der im Rahmen der Konferenz vorgelegt wurde. Zwischen 2030 und 2050 sollen pro Jahr rund 250.000 Menschen mehr an den Folgen des Klimawandels sterben.

Verantwortlich seien vor allem Infektionskrankheiten wie Durchfall und Malaria. Denn wird die Umgebung wärmer, fühlen sich Bakterien wohler - wodurch sich die Krankheiten schneller verbreiten. Bis 2030 sollen es rund 100.000 Menschen mehr sein, die wegen wärmerer Temperaturen an Malaria oder Durchfallerkrankungen sterben. Dabei erliegen schon jetzt jedes Jahr mehr als eine Millionen Menschen Infektionskrankheiten wie Malaria, so eine Untersuchungen des amerikanischen Forschers Christopher Murray.

7 Millionen Menschen sterben wegen LuftverschmutzungDie Erwärmung begünstigt allerdings nicht nur Infektionen. Wie die WHO erläutert, werden bis 2030 etwa 95.000 Kinder mehr an den Folgen von Unterernährung wegen Dürreperioden sterben. Hinzu kommen weitere 38.000 Menschen, zumeist ältere Leute, die den direkten Folgen der Hitze, etwa einem Kreislaufkollaps, erliegen.

Eines der größten Probleme bleibt jedoch die Luftverschmutzung, die durch CO2, Ruß und Methan wesentlich zur Erderwärmung beiträgt. „Einer von acht Todesfällen weltweit hängt mit Luftverschmutzung zusammen“, schätzt Campbell-Lendrum. Nach Angaben der WHO sterben jedes Jahr über sieben Millionen Menschen an den Folgen der durch fossile Brennstoffe herbei geführten Luftverschmutzung. Dreck in der Luft begünstigt wiederum Naturkatastrophen aller Art.

WHO drängt auf schnelles HandelnDiese Entwicklung ließ sich bereits vor Jahrzehnen erahnen. Schon im Jahr 1990 registrierte die Internationale Datenbank für Katastrophenereignisse (EM-DAT) in der Region Europa mehr als 1200 Naturereignisse, von denen 48 Millionen Menschen betroffen waren. Rund 120.000 Menschen starben dabei.

Heute, rund 25 Jahre später, sind die Folgen schon bedeutend drastischer und der Grund deutlich. "Die Beweise sind erdrückend: der Klimawandel gefährdet die menschliche Gesundheit", sagte Margaret Chan, Generaldirektorin der WHO. Im schlimmsten Fall könnten die Temperaturen in einigen Teilen der Welt so stark ansteigen, dass es unmöglich sein werde, dort zu leben. Nicht schnelles, sondern schnellstes Handeln sei angesagt, warnt Chan. Zu hoffen ist, dass die Appelle auch bei der Klimakonferenz Gehör finden, die derzeit in Lima tagt.

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