Studie Laufschuhe hinterlassen riesigen CO2-Fußabdruck

Ein Sportschuh enthält sieben Kilogramm CO2. Wir erklären, wie weit man laufen muss, um die CO2-Bilanz auszugleichen.

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Jogger tragen eine größere Umweltbürde als sie möglicherweise vermuten.

Forscher der US-amerikanischen Eliteuniversität Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben exemplarisch einen Laufschuh bis zur kleinsten Faser auf seinen CO2-Fußabdruck analysiert. Das Ergebnis ist überraschend: Zwischen 11,3 und 16,7 Kilogramm CO2 stecken in einem Paar. Damit macht „die Schuhindustrie einen gewaltigen Anteil an der Umweltbilanz der gesamten Bekleidungsindustrie aus“, schreiben die Wissenschaftler in der Studie.

25 Milliarden Sportschuhe gingen 2010 über die Ladentheke, also 34 Millionen täglich. Das macht etwa 350 Millionen Tonnen CO2 in Form von Schuhen, was dem CO2-Ausstoß von Spanien entspricht. Um das aufzuwiegen, müsste jeder Jogger erstmal 160 Kilometer laufen, statt mit einem Kleinwagen zu fahren - oder anders gesagt: ein Kleinwagen emittiert auf dieser Distanz etwa so viel wie ein Paar Laufschuhe während seines Lebenszyklus.

Für die Studie haben die Wissenschaftler exemplarisch den Laufschuh „Gel Kayanos“ der Marke Asics untersucht. Ein einzelner Schuh enthält 65 verschiedene Teile und geht durch 360 Produktionsschritte. Die Forscher trugen alle CO2-Werte des Schuhs zusammen, von der Produktion und Transport der Rohmaterialien bis hin zur Entsorgung des ausgelatschten Modells.

Produktion in ChinaDen größten Anteil an der miesen Bilanz haben aber nicht etwa Materialien und Transport, sondern die Produktion. Sie ist verantwortlich für 68 Prozent der Emissionen. „Das ist höchst ungewöhnlich für ein nicht-elektronisches Produkt“ schreiben die Autoren - allerdings ist es auch wenig überraschend.

Denn der Asics-Treter wird in China produziert, so wie 90 Prozent aller Laufschuhe in Schwellenländern hergestellt werden. Die meisten Teile werden mit kleinen, alten Maschinen zusammengesetzt, die Fabriken mit Kohlestrom betrieben. Die verwendeten Materialien hingegen machen etwa 30 Prozent der Emissionen aus, der Transport weniger als zwei Prozent.

Die Autoren schlagen vor, statt etwa CO2-intensives Polyester und Polyurethane (Kunststoffe, z.B. auch enthalten in Spülschwämmen) umweltfreundlicheres Recyclingmaterial zu verwenden und Aufschriften nicht aufzukleben, sondern zu drucken. Außerdem könnten effizientere Maschinen die CO2-Bilanz erheblich verbessern

Also am besten zu Hause bleiben und keinen Sport treiben? Nicht nötig! Die Outdoorfirma Patagonia etwa stellt umweltfreundliche Laufschuhe her. Und auch Puma bemüht sich, den Sport umweltfreundlicher zu machen.

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