Studie Fliegen ist effizienter als Autofahren

In punkto Energieeffizienz haben Flugzeuge laut einer Studie unseren Autos einiges voraus. Problem des Straßenverkehrs sind vor allem die vielen Einzelfahrten.

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Auch wenn es eigentlich gesellschaftlicher Konsens ist: Fliegen muss nicht unbedingt umweltschädlicher als Autofahren sein. Ein amerikanischer Forscher hat in einer aktuellen Studie jetzt sogar herausgefunden: Autofahren ist fast doppelt so schädlich wie die Reise mit dem Flieger.

Zu dem Ergebnis kam Michael Sivak, Professor für Transport und Mobilität an der University of Michigan, indem er die Energie berechnete, die Autos und Flugzeuge brauchen, um eine Person eine Meile (ungefähr 1,6 Kilometer) weit zu transportieren. Das erstaunliche dabei: Während Flugzeuge in den 70er Jahren noch doppelt so energiehungrig wie Autos waren, hat sich dieses Ergebnis heute ins Gegenteil gedreht. Flugzeuge wurden immer energieeffizienter und stärker mit Passagieren ausgelastet.

Gleichzeitig ging es mit den Fortschritten in Sachen Effizienz von Automotoren schleppender voran, außerdem sitzen heute in jedem Auto viel weniger Personen als noch 1970. So kommt es, dass heute ein Flieger nur noch etwas mehr als die Hälfte an Energie braucht, die ein Auto für die gleiche Strecke benötigt.

Kaum Effizienzsprünge bei Autos zu erwartenSivak misst in seiner Studie den Energiebedarf in der hierzulande eher unüblichen Energiemaßeinheit BTU. Eine BTU, was für British Thermal Unit steht, entspricht in etwa 1055 Joule. Er kommt zu dem Ergebnis, dass ein Flieger im Jahr 2010 rund 2,7 BTU Energie benötigte, um eine Person über eine Meile zu transportieren. Für die selbe Strecke braucht ein Auto im Schnitt 4,2 BTU.

Der Experte merkt an, dass Autos mehr ausgelastet werden müssen und sich die Energieeffizienz der Motoren stark verbessern muss, damit das Auto in Sachen Energieeffizienz gleich auf mit dem Flugzeug ist. So müssten Motoren derart optimiert werden, dass Autos im Schnitt mit einer Gallone Sprit (rund 4,5 Liter) mindestens 33,8 Meilen (rund 54 Kilometer) weit kommen. Dieser Wert liegt im amerikanischen Schnitt aktuell noch bei 21,5 Meilen (rund 35 Kilometer).

Auch ließe sich das Ziel erreichen, indem bei jeder Autofahrt im Schnitt 2,3 Personen im Wagen sitzen. Aktuell liegt die Auslastung lediglich bei 1,38 Personen je Wagen. Zunächst klingen diese beiden Schritte, die das Auto in der Energieeffizienz verbessern könnte, nicht umfangreich. Jedoch zeigt ein Blick zurück, wie lange es dauert kann, bis solche Ziele erreicht sind: Die Industrie brauchte 40 Jahre, um die Energieeffizienz aller Wagen auf der Straße im Schnitt um 62 Prozent zu steigern. Sivaks Berechnungen zur Verbesserung der Motoren entsprechen einer Effizienzsteigerung um noch einmal 57 Prozent. Das ist technisch außer Reichweite.

Flugverkehr bleibt Schlusslicht in punkto KlimafolgenAußerdem dürfte es eine Illusion sein, dass sich die durchschnittliche Energiebilanz von Autos  in den nächsten Jahren einfach durch den Verkauf von einigen, spritsparenden Wagen verbessern lässt.

Doch ebenso trügerisch ist die Annahme, dass mit der Studie jegliche Bedenken bezüglich der Umweltschädlichkeit des Fliegens ausgeräumt sind. So sieht der Flieger in Sachen Umweltfreundlichkeit und Energieeffizienz alt aus, setzt man als Reisender auf Fahrgemeinschaften statt auf die Fahrt alleine im Auto. Ebenso sieht es mit dem Reisebus oder einem vollbesetzten Zug aus.

Was noch wichtiger ist: Energieeffizienz bedeutet nicht immer gleich Umweltfreundlichkeit. Geht es um den Ausstoß von Treibhausgasen, bildet das Flugzeug das Schlusslicht, hinter Bus, Bahn und Auto. Kein anderes Verkehrsmittel stößt mehr CO2 und andere Gase pro Person und Kilometer aus.

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