Stromspeicher So werden Hausbesitzer energieautark

Strom aus der Steckdose wird immer teurer. Deshalb machen Eigenversorger mit Solaranlagen und Kellerspeichern inzwischen ein gutes Geschäft.

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Es war lange Jahre der Traum vieler Besitzer einer Fotovoltaikanlage: Ihren Strom nicht nur ins Netz einzuspeisen, sondern ihn zu 100 Prozent selbst zu verbrauchen. Bisher fehlten aber die dafür nötigen Batterien, um den Strom für wolkige Tage oder die Nacht zu speichern. Das ändert sich jetzt, denn immer mehr Unternehmen wie zum Beispiel der Energieversorger RWE bringen Keller-Akkus auf den Markt.

Hinzu kommt, dass es sich zunehmend auch finanziell lohnt, den Strom vollständig selbst zu nutzen. Denn die Einspeisevergütung für Fotovoltaikanlagen ist inzwischen unter 20 Cent pro Kilowattstunde gesunken. Und es geht weiter abwärts. Gleichzeitig kostet der Strom aus der Steckdose in manchen Regionen mittlerweile schon mehr als 25 Cent. Hier steigen die Preise. Je breiter diese Schere wird, je attraktiver der Eigenverbrauch.

Bisher war es aber so, dass Solaranlagenbesitzer bei geschicktem Timing nur auf eine Eigennutzung von 30 Prozent kamen. Waschmaschinen und regelbare Kühl- und Gefrierschränke liefen dann, wenn die Sonne schien.

Akkus, die Strom speichern, können diesen Anteil erheblich erhöhen. Die Batterien nehmen den Strom vom Dach auf, wenn er nicht sofort verbraucht wird und geben ihn bei Bedarf wieder ab. Bisher scheiterten Solaranlagenbesitzer an den hohen Kosten für solche Systeme. Doch jetzt könnte eine Abwärtsspirale in Gang kommen.

RWE gab erst kürzlich bekannt, ab 2013 in das Solarspeichergeschäft einzusteigen. HomePower solar heißt das RWE-System, das zugleich Managementfunktionen übernimmt. Außer als Stromspeicher fungiert es als Mittler zwischen den Solarzellen auf dem eigenen Dach, den Geräten im Haushalt und dem öffentlichen Stromnetz, das den Restbedarf beisteuert. Der Eigenverbrauch lässt sich durch ein solches System auf 70 Prozent und mehr hochschrauben.

Warum sich Kellerbatterien lohnenDer kleinste Speicher im Angebot, der rund sechs Kilowattstunden aufnehmen kann, kostet 15500 Euro. Dazu kommen noch die Kosten für den Einbau und die der Solarzellen, die mit gut 1000 Euro pro Kilowatt peak – das bedeutet, sie erzeugen bei maximaler Sonneneinstrahlung pro Stunde eine Kilowattstunde Strom – veranschlagt werden müssen. Trotzdem soll sich die Anschaffung der Kellerbatterie lohnen. „Sie amortisieren sich innerhalb ihrer Lebensdauer“, verspricht RWE. Die liegt bei 20 Jahren.

Das ist die Rechnung, die dahinter steht: Ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt zahlt bei einem Verbrauch von 5000 Kilowattstunden bei einem angenommen Preis von 25 Cent pro Kilowattstunde pro Jahr 1250 Euro für Strom aus dem Netz. Setzt man einen Stromspeicher ein, sinken die Kosten bei Berücksichtigung der Einspeisevergütung und der Einsparung durch selbst erzeugten Strom von 1250 auf knapp 100 Euro pro Jahr. Damit lässt sich tatsächlich eine Amortisationszeit von etwa 20 Jahren erreichen.

Wahrscheinlich geht es sogar schneller. Denn der Strompreis steigt stetig an, im kommenden Jahr allein wegen der Abgaben nach dem Erneuerbare Energien Gesetz um rund zwei Cent pro Kilowattstunde. Und manche Versorger, so klagt Bundesumweltminister Peter Altmaier, satteln noch ein bisschen drauf.

Außer Neueinsteiger RWE bieten unter anderem Aleo Solar in Oldenburg, Conergy Deutschland und Solarworld in Bonn Solarstromspeicher an. Die Bonner setzen allerdings Bleiakkus ein, die nur zur Hälfte entladen werden dürfen. Deren System, das Solarzellen mit 6,5 Kilowatt peak und einen Akku mit einer Kapazität von 6,9 Kilowattstunden umfasst, ist mit einem Startpreis von knapp 20000 Euro insgesamt günstiger als das von RWE. Andererseits: Geräte, die Drehstrom brauchen, im wesentlichen also Durchlauferhitzer, Elektroherd und Backofen, können die meisten Solarstromspeicher nicht versorgen. Eine Ausnahme ist das RWE-System.

Verbraucher können sich darauf freuen, dass die Preise für große Heimakkus in den kommenden Jahren sinken, weil Hersteller sie in größeren Stückzahlen fertigen. Denn außer für Solaranlagen werden sie auch für Elektroautos benötigt, deren Boom tatsächlich noch kommen könnte. Spätestens dann lohnt es sich wirklich, Solarzellen für den Eigenverbrauch aufs Dach zu schrauben, zumal deren Preis in den vergangenen Jahren dramatisch gesunken ist. Solarzellen mit einer Leistung von einem Kilowatt peak kosten heute zwischen 1000 und 2000 Euro. Vor zehn Jahren waren es noch 15000 Euro.

Wer sich für eine Lösung ohne Stromspeicher entscheidet, muss mittlerweile sogar schon sehr genau rechnen, ob sich der Kauf einer Solaranlage derzeit noch lohnt. Denn die Einspeisevergütung, deren Höhe vom Tag der Inbetriebnahme abhängt, reduziert sich pro Monat um mindestens ein Prozent. Für Anlagen, die im Dezember 2012 den ersten Strom ins Netz einspeisen, sind es – für 20 Jahre garantierte – 17,45 Cent pro Kilowattstunde.

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