Statt Palmöl Ecover entwickelt Waschmittel auf Algenbasis

Immer mehr Urwälder weichen Palmölplantagen, das Öl landet auch in Waschmitteln. Das Unternehmen Ecover präsentiert eine Alternative.

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Palmöl steckt in beinahe allen Waschmitteln und tausenden weiteren Produkten in den Supermärkten. Aber der Rohstoff der Elaeis-Guineensis-Palme steht massiv in der Kritik.

Seine Produktion verursacht nicht nur massive Umweltschäden - beispielsweise durch die großflächige Abholzung von Regenwald. Der Anbau von Ölpalmen kann auch Folgen für die lokale Bevölkerung haben, nämlich dann, wenn für die Plantagen von den Unternehmen ganze Dörfer umgesiedelt werden.

Alternativen zum Palmöl in Waschmitteln sind bisher rar - Ausnahmen sind Kokosfett oder Waschnüsse, die zumeist aus Indien importiert werden.

Nun ist dem belgischen Unternehmen Ecover aber eine echte Innovation gelungen. Der Hersteller nachhaltiger Putz- und Reinigungsmittel hat das weltweit erste Waschmittel mit Algenöl entwickelt. Weiße Hemden gehen deshalb künftig auch ohne Palmöl.

Futter für die Algen ist zertifiziert„Algenöle sind qualitativ sehr hochwertig, haben aber einen viel kleineren ökologischen Fußabdruck als tropische Öle“, sagt Dirk Develter, Forschungs- und Entwicklungsleiter bei Ecover, dessen Produkte in den meisten Biomärkten zu finden sind.

So verbrauche die Produktion von Algenöl bis zu 16-mal weniger CO2 und auch weniger Wasser als die Herstellung von anderen natürlichen Ölen. Ebenso benötige Algenöl weniger Produktions- und Anbaufläche als Palmöl. Ecover bezieht sich bei diesen Angaben auf Untersuchungen der Nachhaltigkeitsberatung PE International.

Die Herstellung des Algenöls funktioniert folgendermaßen: In einem mit Wasser gefüllten Metalltank fressen die Algen so viel Sauerstoff und Zucker, dass sie sich explosionsartig vermehren. Maschinen ernten sie dann, anschließend werden die Pflanzen getrocknet. Aus der Trockenmasse drückt eine Presse schließlich das Öl. Das nährstoffreiche Abwasser der Algen taugt als Düngemittel.

Eine lokale Produktion ist das langfristige Ziel

Mikroalgen können verschiedene Biomassen wie beispielsweise Zuckerrohr oder Getreide in Öl umwandeln. Zuckerrohr ist zurzeit die effizienteste Nahrung für das Grünzeug, um damit Öl zu gewinnen. Ecover lässt das Algenöl für sein neues Waschmittel im brasilianischen Orindiúva herstellen, weil dort Zuckerrohr unter günstigen Bedingungen wächst.

Über die "Bonsucro"- Zertifizierung stellt Ecover sicher, dass sich die Erzeuger und Verarbeiter des Zuckerrohrs in Brasilien an die Kriterien für eine nachhaltige Produktion halten. Langfristig möchte Ecover die Produktion des Algenöls aber komplett nach Belgien verlegen.

Das Waschmittel mit Algenöl ist voraussichtlich ab Sommer oder Herbst europaweit erhältlich und kostet zwischen drei und vier Euro pro Liter, und damit ähnlich viel wie andere Ecover-Waschmittel.

In seinen Waschmitteln setzte Ecover bisher ein zertifiziertes und nachhaltig produziertes Palmöl ein. Das Algen-Waschmittel soll der Auftakt sein, Palmöl ganz aus Reinigungsmitteln zu verbannen.

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