Speicher für Grünstrom Projekt für Großbatterie startet in Aachen

In Aachen kombinieren Forscher und das Unternehmen E.ON drei Akkutypen zu einer neuartigen Großbatterie.

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In der Diskussion um die Energiewende ist derzeit viel von Speichern die Rede, die Wind- und Sonnenstrom für Flauten lagern. Neben Batterien für Privatpersonen, können auch große Batterieparks diese Aufgabe erfüllen. Einer der europaweit größten Batteriespeicher für Grünstrom wird derzeit in Aachen gebaut. Er hat eine Leistung von fünf Megawatt und liegt damit gleichauf mit einer Anlage, die der Stromversorger Wemag und das Berliner Unternehmen Younicos derzeit in Schwerin errichten.

In Aachen haben sich die dortige Technische Hochschule und das ebenfalls in der Kaiserstadt angesiedelte E.ON Energy Research Center zusammengetan, um etwas wohl weltweit Einmaliges zu schaffen: Eine Batterieanlage, in der drei unterschiedliche Akkutypen Strom speichern: Bleiakkus, Lithium-Ionen-Batterien und Hochtemperaturbatterien. Jede ist für die ihr zugewiesene Aufgabe besonders gut geeignet. Außerdem senkt der Mix die Investitions- und Betriebskosten.

Bleiakkus, seit Jahrzehnten in Autos eingesetzt, sind ausgereift und preiswerter als andere Speicher. In Aachen haben sie die Aufgabe, kurze und mittlere Stromlücken zu überbrücken. Lithium-Batterien sind besonders gut für sehr kurze Stromlieferungen geeignet und Hochtemperaturbatterien haben ein besonders gutes Stehvermögen. Sie geben Strom bevorzugt über einen längeren Zeitraum ab und können auf kleinem Raum sehr viel davon speichern.

Der Batteriepark bietet also die Möglichkeit, das Stromnetz zu stabilisieren und Stromlücken von mehreren Minuten auszugleichen. Für längere Flauten müssten Pump- oder Druckluftspeicher einspringen oder konventionelle Kraftwerke.

Die Batterien in Aachen sind dabei auf dem neuesten technischen Stand. Die Bleiakkus etwa sind vollkommen gekapselt. Geliefert werden sie von der in Büdingen ansässigen deutschen Tochter des US-Batteriespezialisten Exide Technologies.

Selbstentzündungen ausgeschlossenBeta-Motion ist für die Lithium-Ionen-Batterien zuständig. Das Pulheimer Unternehmen setzt auf die Lithium-Keramik-Technik, die höchste Sicherheitsanforderungen erfüllt. Selbstentzündungen, die schon mal ganze Elektroautos abbrennen lassen, sind nicht möglich.

Für die Hochtemperatur-Batterien kommen zwei Lieferanten in Frage: Der US-Multi General Electric und das italienische Unternehmen Fiamm. Beide setzen auf die besonders anspruchsvolle Natrium-Nickelchlorid-Technik, auch Zebra-Batterie genannt. Ihre Betriebstemperatur liegt bei 250 bis 350 Grad Celsius. Anders als die meisten anderen Batterien nimmt sie es nicht übel, wenn sie bis auf die letzte Kilowattstunde entladen wird. Wer von den beiden Unternehmen den Zuschlag bekommt, ist noch offen.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert das Projekt mit 6,5 Millionen Euro. 2015 soll der Betrieb beginnen. Der Speicher, der auch als Forschungsobjekt dient, hat drei Aufgaben: Er soll überschüssigen Strom speichern und ihn wieder abgeben, wenn der Bedarf größer ist als das Netzangebot.

Und er soll dafür sorgen, dass die Stromfrequenz im Netz von 50 Hertz weder über- noch unterschritten wird, letztlich also die Netzstabilität garantieren. Bisher übernehmen diese Aufgabe eher die Kraftwerke selbst, indem sie zum Beispiel mit Schwungrädern kurzfristig auf Frequenzschwankungen reagieren.

Geld verdienen lässt sich mit so einem Speicher durchaus. Der Stromanbieter Wemag will mit seiner Batterie gut bezahlte Regelenergie liefern, die das Netz stabil hält. Damit lassen sich die Speicher innerhalb von 10 Jahren refinanzieren, glaubt der Batterieexperte Dirk Uwe Sauer von der RWTH-Aachen.

Eine Kilowattstunde Strom in einem Akku gleich welcher Art zu speichern und sie wieder abzugeben, kostet derzeit immer noch weit mehr als zehn Cent. Wind- oder Solarstrom im großen Stil für den alltäglichen Gebrauch in Batterien zu speichern, wäre aktuell also ein teueres Unterfangen.

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