"Sonne tanken" Aldi bietet kostenloses Laden für Elektroautos

Einkaufen und gleichzeitig das Auto laden - bei Aldi Süd ist das künftig möglich. Aber kaufen E-Autofahrer bei Aldi ein?

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Für E-Autofahrer dürfte die Idee ziemlich verlockend klingen: Mal eben während des Einkaufs kostenlos das Auto tanken. Aldi Süd will dieses Angebot künftig ins Regal nehmen – oder besser gesagt auf den Parkplatz. An zahlreichen Standorten in Deutschland will der Discounter-Riese in Zusammenarbeit mit dem Energieversorger RWE Schnellladestationen aufstellen.

Zur Eröffnung der ersten Station in Düsseldorf war sogar Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) angereist. Denn für die in weiten Teilen noch magere Ladeinfrastruktur in Deutschland bringt das Aldi-Projekt „Sonne tanken“ einen echten Schub.

Ladestrom vom DachDie Pläne von Aldi Süd sind ambitioniert: Bis Mitte 2015 sollen 50 Stationen in den Ballungszentren von Düsseldorf, Frankfurt am Main, Köln, Mülheim an der Ruhr, München und Stuttgart aufgebaut sein. Technologiepartner RWE garantiert alle denkbaren Ladetechnologien an den Stationen.

Demnach sind die Anschlüsse Combined Charging System (CCS), CHAdeMO und auch Typ 2 integriert. Ob die Fahrer Gleich- oder Wechselstrom benötigen, spielt keine Rolle. Für Elektrofahrräder gibt es drei gesonderte Ladepunkte pro Filiale.

Ausgesucht wurden die Standorte anhand der Statistiken des Kraftfahrt-Bundesamtes. Anhand der Zahlen hat der Discounter festgestellt, "wo der aktuelle Bestand an Elektrofahrzeugen am größten ist und an welchen Standorten Schnellladestationen am ehesten benötigt werden." Der Strom kommt von Solaranlagen auf den Filialen.

Kostenlos laden für alleFür Erstaunen sorgt vor allem die Ankündigung, das Ladeangebot richte sich an alle Nutzer und nicht nur Aldi-Kunden – mehr noch: Das Laden sei vollkommen kostenlos. Vorerst soll jeder die Station nutzen können, unabhängig von einem Einkauf. Wertbons, die an der Kasse eingelöst werden müssen, um seine Ladung „frei zu machen“ sind noch nicht geplant.

2,2 Millionen Euro investiert der Handelsriese in die Aktion „Sonne tanken“. In Sachen Erneuerbare Energien ist Aldi Süd ohnehin schon äußerst engagiert.

Mit einer installierten Gesamtleistung von gut 95.000 Kilowatt ist der Discounter im Bereich der Fotovoltaikanlagen auf Gebäuden nach eigenen Angaben einer der größten privaten Betreiber in Deutschland. Solaranlagen auf 850 Filialen und 29 Logistikzentren liefern künftig 123 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr – was etwa einem Verbrauch von rund 35.000 Drei-Personen-Haushalten entspricht.

Eine Frage bleibt bisher jedoch ungeantwortet: Warum setzt Aldi auf solche Projekte?

Mit dem Tesla zum Aldi?Während bei der Installation von Solaranlagen die Antwort auf der Hand liegt – Einspeisevergütung oder Selbstversorgung rentieren sich allemal – gestaltet sich die Lage bei den Schnellladestationen etwas komplizierter. Der durschnittliche Aldi-Kunde scheint auf den ersten Blick wenig Gemeinsamkeiten mit dem durchschnittlichen E-Autofahrer zu haben.

Statistisch besitzt die Mehrheit der Aldi-Kunden ein Netto-Einkommen zwischen 1.000 bis 1.500 Euro. Die meisten Elektroauto-Halter finden sich in der Einkommensklasse zwischen 2.000 bis 4.000.

Salopp gesprochen: Fahrer von Nissan Leaf, BMW i3 und auch Renault Twizy halten vermutlich eher bei Edeka oder Rewe statt bei Aldi oder Lidl. Aldi Süd verweist aber darauf, dass seine Kundschaft sehr wohl unterschiedliche Einkommensstrukturen habe.

Klar ist aber auch, dass die Ladeinfrastruktur vielerorts noch zu wünschen übrig lässt – vom Parkplatzangebot in deutschen Großstädten ganz zu schweigen. Das Angebot von Aldi Süd kommt da sehr gelegen: Kostenlos parken, laden und derweil ein paar Besorgungen erledigen? Selbst Fahrer von BMW i8 und Tesla-Limousinen dürfte das ansprechen.

„Wichtiger Schritt Richtung Massenmarkt“Und tatsächlich: Gleich nach der Eröffnung der ersten Station in Düsseldorf, die Absperrbänder waren kaum entfernt, sei schon der erste Tesla an die Ladesäule gefahren, sagt Dietrich Gemmel, Vorsitzender der Geschäftsführung der RWE Effizienz.

„Besser können Sie die Zeit gar nicht nutzen, als gleichzeitig den Einkauf zu erledigen und das Auto wieder zu laden - noch dazu kostenlos“, sagt der RWE-Manager.

Auch bei RWE erhofft man sich von dem Projekt Signalwirkung. „Für die Elektromobilität ist das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Massenmarkt“, sagt Gemmel. Ob das Angebot in der Breite angenommen wird, bleibt dabei abzuwarten. Wie lange das Laden auf Aldi-Parkplätzen kostenlos ist, ist ebenso offen.

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