Smarte Straßenlampen Kopenhagen führt größten Test der Welt durch

Bis 2025 will Kopenhagen klimaneutral werden. Auch die Straßenbeleuchtung soll ihren Teil dazu beitragen.

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Neun Kilometer ist die Zukunft der Straßenbeleuchtung lang und sie liegt in Albertslund, einem kleinen Vorort von Kopenhagen. Auf einer Straße, die als „Danish Outdoor Lighting Lab“ (kurz: DOLL) bekannt ist, testen Wissenschaftler, Stadtplaner und Lichtingenieure smarte Straßenbeleuchtungen. Rund 25 Unternehmen und Institutionen sind an dem ungewöhnlichen Feldversuch beteiligt. Auf einzelnen Parzellen von 300 Quadratmetern können sie ihre Ideen testen.

Tvilight aus den Niederlanden versucht sich zum Beispiel an einer Straßenlaterne, die ihre Helligkeit den Bewegungen von Fußgängern anpasst. Die Technische Universität von Kopenhagen hat einen Mast entwickelt, der sich selbst mit Wind- und Solar-Energie versorgt. Andere Systeme schlagen Alarm, wenn eine Laterne in der Straße ausfällt.

LED sparen massig GeldFür den Testlauf bekommt jede Laterne eine eigene Internet-Adresse zur besseren Ansteuerung. Außerdem sammeln Sensoren Umgebungsdaten zu Verkehrsdichte, Luftqualität, Wetter und UV-Strahlung. Sie sollen bei der richtigen Auswahl der Lichtquellen helfen. Die Hoffnung: Smarte Straßenbeleuchtung soll die Ausgaben der Stadt und den CO2-Ausstoß senken. Heute entfallen etwa sechs Prozent der globalen Treibhausgasemission auf die Beleuchtung unserer Straßen, schätzen Experten.

Kopenhagen ist längst nicht die einzige Stadt, die nach Lösungen für intelligente Straßenbeleuchtungen sucht. Los Angeles zum Beispiel stellte gerade das gesamte Stadtgebiet auf LED-Lichter um. Ein dringender Schritt: Vorher kostete die Straßenbeleuchtung jährlich knapp 15 Millionen US-Dollar. Auch in Barcelona laufen Tests mit smarten Laternen, die ihre Helligkeit an Wetter und Bewegungen anpassen können.

Bei dem Konzept des Lighting Lab in Kopenhagen gibt es jedoch einen entscheidenden Unterschied. Nirgendwo auf der Welt werden derzeit so viele unterschiedliche Systeme und Ansätze gleichzeitig getestet. Außerdem sind alle gesammelten Daten öffentlich im Internet abrufbar. Der dänische Projektleiter Flemming Madsen sieht das Lighting Lab als eine Art urbanen Spielplatz, wie er im Gespräch mit dem Wissenschaftsmagazin New Scientist erklärt. „Die Menschen wollen, dass wir nicht nur eine Frage klären, sondern möglichst viele auf einmal." Weitere Tests mit smarten Stadt-Systemen sind deshalb geplant.

Lichtsignal für RadfahrerWie eine solche smarte Vernetzung im Alltag aussehen kann, zeigen zwei aktuelle Fahrrad-Projekte aus Kopenhagen. Für ihre Fahrradfreundlichkeit ist die Europäische Umwelthauptstadt 2014 schon länger bekannt. 390 Kilometer Fahrradwege gibt es in der Stadt. Manche sind sogar mehrspurig. Jeder dritte Kopenhagener fährt mit dem Rad zur Arbeit. Mittelfristig soll die Quote der Berufspendler auf dem Rad auf 50 Prozent steigen. Ein wichtiges Argument dabei: Mit dem Fahrrad kommt man schneller und bequemer ans Ziel als mit dem Auto.

Im Stadtteil Osterbro wurde dafür eine grüne Welle für Radler geschaffen. LED-Lichter auf den Radwegen signalisieren, wie schnell die nächste Ampel umspringt. Wer durchschnittlich 20 km/h fährt, kann sich auf eine grüne Welle einstellen. Wer schneller fährt, den animieren Lichtsignale zu mehr Ruhe oder langsamere Fahrer, in die Pedale zu treten. Ein weiterer Clou: Nähert sich eine größere Fahrradgruppe der Ampel, bleibt sie länger Grün. Im Stadtteil Frederiksberg zeigen sogar Leuchttafeln an, in wie viel Sekunden eine Ampel umspringen wird.

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