Artenschwund Jede 10. europäische Bienenart vom Aussterben bedroht

Europäische Wildbienen sind in Gefahr: Pestizide, Landwirtschaft und Klimawandel vernichten ihren Lebensraum.

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Die Intensivierung der Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden und der Klimawandel sind Hauptgründe für einen dramatischen Rückgang der Bienenpopulationen.

Doch nicht nur Honigbienen sind gefährdet, auch die weniger bekannten Wildbienen stehen unter Druck. Demnach ist  jede zehnte in Europa heimische Wildbienenart (9,2 Prozent) vom Aussterben bedroht.

Zu dem Schluss kommt ein aktueller Bericht im Rahmen der Europäischen "Roten Liste" für Bienen der Weltnaturschutzunion (IUCN), den die Europäische Kommission kofinanziert hat. Wenn sich an den Lebensbedingungen der Bienen in den nächsten Jahren nichts ändert, werden weitere fünf Prozent bedroht sein.

Wildbienen sind wirtschaftlich hoch relevantIm Gegensatz zu den Honigbienen nimmt man ihre wilden Artgenossen als weniger nützlich wahr, weil sie keinen Honig produzieren. Dass in Deutschland mindestens 550 Wildbienenarten leben, darunter die gehörnte Mauerbiene oder auch die Erdhummel, kann man getrost als Nischenwissen bezeichnen.

Die zwischen einem Millimeter und wenigen Zentimetern großen und häufig solitär lebenden Insekten sind für ein gesundes, funktionierendes Ökosystem jedoch genauso entscheidend wie die Honigbiene.

Als zentrale Bestäuber von Obst und Gemüse sind sie zudem wirtschaftlich hoch relevant: In der EU wird ihre Bestäubungsleistung auf mindestens 23 Milliarden Euro pro Jahr beziffert. Weltweit ist die Rede von 153 Milliarden Euro im Jahr.

Fast alle Populationen schrumpfenDaher ist der aktuelle Informationsstand zu den Bienenpopulationen besorgniserregend. Die Datenlage von mehr als 50 Prozent aller in Europa heimischen Bienenarten ist so dünn, dass wenig belastbare Aussagen über ihren Zustand getroffen werden können.

„Wir waren schockiert, dass für so viele Arten so viele Informationen fehlen“, sagt Ana Nieto vom IUCN. Lediglich über ein Drittel aller Arten gibt es seriöse Daten – diese zeigen, dass die Populationen fast ausnahmslos schrumpfen.

Für die annähernd 2000 Wildbienenarten, Hummeln und Honigbienen in Europa wird der Lebensraum immer kleiner, die Futterquellen schwinden.

„Unsere Lebensqualität und unsere Zukunft hängen von den kostenlosen Ökosystemdienstleistungen ab, die wir in Anspruch nehmen. Wenn wir dieses Problem nicht angehen, zahlen wir wohlmöglich einen hohen Preis,“ sagt auch EU-Umweltkommissarin Karmenu Vella zur Studie.

Die Ergebnisse des Berichts fließen in den Fortschrittsbericht zur Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie 2020 ein. Bis dahin soll der Schwund ökologischer Vielfalt und die Verschlechterung der Ökosystemdienstleistungen in der EU aufgehalten und rückgängig gemacht werden.

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