Recycling Konverter verwandelt geschmolzenes Plastik zu Öl

Ein japanischer Erfinder will Plastikrecycling für Zuhause möglich machen.

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So praktisch Plastik ist - der Müll wird zu einem immer größeren Problem, denn das Recycling funktioniert nicht immer ganz einfach. Aus Tüten und Co. wieder Öl herzustellen, das wäre eigentlich die ideale Rückführung - und könnte bald relativ unkompliziert möglich sein, glaubt man Akinori Ito. Der Erfinder stellte vor einigen Wochen auf der TEDx Tokyo Konferenz eine Methode vor, um aus Müllbergen sinnvolle Rohstoffe herzustellen.

Der von ihm entwickelte Plastik-zu-Öl-Konverter kann Plastiktüten oder Styropor (genauer: Polyethylene, Polystyrene und Polypropylene) zu Öl umwandeln. PET-Flaschen beispielsweise nicht. Das Funktionsprinzip ist eigentlich ganz simpel: Der Plastikmüll wird in der dafür entwickelten Maschine erhitzt und so verflüssigt. Die entstehenden Gase lassen sich kondensieren, das nun wieder flüssige Material ist bereits Öl.

Ganz so einfach ist der Prozess dann doch nicht, aber das entstandene Kondensat kann bereits zum Antrieb von Generatoren genutzt werden. Oder, wie Erdöl, zu Benzin, Diesel oder Kerosin raffiniert werden. So die offizielle Angabe des Erfinders.

Die Maschine braucht natürlich auch Strom. Allerdings soll das Verfahren so effizient sein, dass aus einem Kilo Plastik und nur einer Kilowattstunde Energie ein Liter Öl gewonnen werden kann. Die Produktionskosten würden dabei bei unter 20 US-Dollarcents je Liter liegen.

Zu gut um wahr zu sein? Möglicherweise. Zunächst hat Ito mit dem Unternehmen "Blast Corporation" eine Maschine für den Hausgebrauch entwickelt. Bald könnten also die ersten Tests starten und zeigen, ob die Maschine wirklich Öl aus Müll erzeugt. Ein Problem ist der mit 10.000 Euro vergleichsweise hohe Preis, ein weiteres, dass die artenreine Kunststofftrennung im Haushalt gar nicht so leicht werden dürfte.

Deutsche Pilotanlage mit gleichem KonzeptUnd damit ist Ito gar nicht so viel weiter als Andere: Im Hafen Rheinau im Süden von Mannheim wird Plastik von der deutschen Umwelttechnik-Unternehmen Nill Tech in Baden-Württemberg ebenfalls erhitzt, auf rund 400 Grad. Die in einem zweiten Schritt entstehenden Gase werden wieder abgekühlt und dann verflüssigt. Aus einer Tonne Plastik werden so rund 950 Liter hochreines Produktöl.

Auch Nill Tech kann dieses Öl für etwa 20 Euro-Cent herstellen. Noch aber sind die Baukosten so hoch, dass es eben nur bei Pilotanlagen bleibt. (Laut energy-mag 27 Millionen Euro.) Die hohen Kosten scheinen Investoren noch abzuschrecken - zumal der instabile Ölpreis Investitionen in diesem Sektor noch schwieriger macht. Auch in der Schweiz gibt es seit 2005 eine Anlage. Das zeigt, dass der Prozess funktioniert.

Akinori Ito hofft jedoch, dass bei einer Serienfertigung seines Plastik-Konverters der Preis sinkt. Und dass sich die Menschen damit unabhängig von der konventionellen Energiegewinnung machen, CO2 einsparen und die Umwelt schonen: Weltweit werden jährlich geschätzt bis zu 250 Millionen Tonnen Plastik hergestellt. Ein knappes Viertel des weltweiten Plastikverbrauchs geht auf das Konto von Europa. Mit 11,5 Millionen Tonnen verbraucht in Europa kein anderes Land so viel Plastik wie Deutschland – Tendenz steigend.

Umweltprobleme durch PlastikmüllDie Kunststoffabfallmenge hat sich in Deutschland von 1994 bis 2011 von 2,8 auf zirka 5,5 Millionen Tonnen pro Jahr beinahe verdoppelt, hauptsächlich durch den Zuwachs an Verpackungs-Müll beim Endverbraucher, auch das Bauwesen verbraucht große Mengen. Recycelt werden lediglich 42 Prozent des Plastikmülls. 56 Prozent werden verbrannt und gehen damit der Kreislaufwirtschaft für immer verloren.

Und es gibt noch ein wachsendes Problem: Über sechs Millionen Tonnen Müll landen jedes Jahr im Meer. Dem Nordpazifikwirbel hat dieses Phänomen den Beinamen "Großer Pazifikmüllfleck" eingebracht. Inzwischen gibt es in weiten Teilen der Meere sechsmal mehr Plastik als Plankton, in einigen Gebieten sogar bis zu 46-mal mehr. Die Folgen der Belastung der Meere durch Plastik sind dramatisch: Durch mechanische Verletzungen sind vor allem größere Arten gefährdet. So bleiben Seehunde mitunter in Getränkekästen stecken oder Fische und Delfine in aufgegebenen Fischernetzen. Von 136 Arten ist bekannt, dass sie sich regelmäßig in Müllteilen verstricken und strangulieren.

Albatrosse und Eissturmvögel verwechseln die Abfallstücke zudem mit Futter und fressen sie. Sie fühlen sich satt, verhungern jedoch schließlich mit müllgefülltem Magen. Auch in verendeten Albatros-Jungtieren wurden bis zu 100 Plastikteile gefunden, mit denen es von den Elterntieren gefüttert worden war.

Den TEDx-Vortrag von Akinori Ito können Sie hier sehen:



 

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