Private Autovermietung Die günstige Carsharing-Alternative kommt

Private Autovermietung könnte Carsharing Konkurrenz machen; die größte Plattform hat nun über 100.000 Kunden.

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Ein deutsches Auto steht im Schnitt 23 Stunden am Tag in der Garage. Nutzlos, aber teuer. Deshalb boomen Mitfahrzentralen und Carsharing-Dienste. Doch vor allem außerhalb von Großstädten sind solche Angebote noch selten. Eine Marktlücke, in die derzeit Autovermiet-Plattformen stoßen.

Die Idee ist einfach: An Tagen, an denen man sein Auto nicht braucht, teilt man es über einen Online-Dienst mit Menschen aus der Umgebung. Plattformen wie Tamyca oder Wende treten als Kontaktvermittler auf, der Europäische Marktführer Drivy hat sogar unlängst das deutsche Portal Autonetzer übernommen.

Kein unbedeutender Markt: 100.000 Drivy-Nutzer teilen sich nach der Fusion nun 11.000 Autos. Und das Unternehmen sieht ein deutlich größeres Marktpotenzial: Bis Ende nächsten Jahres sollen es laut Gero Graf, Deutschland-Geschäftsführer von Drivy, schon 200.000 Kunden sein. Und dann? 44,4 Millionen PKW fahren - oder stehen - in Deutschland. Und von den Besitzern sind laut einer aktuellen Umfrage 46 Prozent an Carsharing-Angeboten interessiert.

"Eigentlich klassisches Vermieten"Unterschiede zum klassischen Carsharing gibt es auf den Leih-Plattformen allerdings, erklärt Autonetzer-Gründer Sebastian Ballweg: „Eigentlich ist das klassisches Autovermieten – nur, dass man das Auto kurzzeitiger per App leiht.“ Deshalb würden so gebuchte Autos auch weniger kosten als bei der gewerblichen Konkurrenz: „Eine Fahrt in einem stationsunabhängigen Carsharing-Fahrzeug kostet beispielsweise so viel wie ein Taxi und ich muss selbst fahren“, so Ballweg.

Bei Drivy können Autobesitzer ihr Auto kostenlos zur Miete einstellen und den Tagespreis selbst festlegen. Ältere Kleinwagen gibt es schon ab 15 Euro pro Tag. Die Mieter suchen sich auf der Plattform in ihrer Wunschgegend ein Auto und buchen es. Drivy kassiert 30 Prozent des Mietpreises, sorgt dafür aber für ein Versicherungspaket und einen 24-Stunden-Pannendienst.

Den Schlüssel drückt der Autobesitzer dem Mieter persönlich in die Hand – so können beide auch den Versicherungsvertrag unterschreiben und sich kennenlernen. Bedenken wegen eines eventuellen Missbrauchs der Autos regelt neben der Versicherung vor allem auch die soziale Kontrolle, da die Nutzer sich auf der Seite gegenseitig bewerten können.

Vorteile für beide SeitenVorteile für Vermieter: Die Kosten für das eigene Auto können über das Verleihen gemindert oder wieder reingeholt werden. So betragen etwa nach einer Rechnung des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) die Kosten für einen VW Golf bei einer  Kilometerleistung von 12.000 km rund 6.000 Euro im Jahr − Versicherung, Steuern, Wartung, Wertverlust und Spritkosten inklusive. 50 Verleihtage, etwa am Wochenende, für je 30 Euro reduzieren die Kosten um rund ein Viertel!

Vorteile Mieter: Man spart sich Anschaffung und laufende Kosten. Außerdem hat man eine Auswahl von verschiedenen Fahrzeugen. Und: Privat vermietete Fahrzeuge sind günstiger als die der kommerziellen Autoverleiher. In kleineren Städten, wo es kein kommerzielles Carsharing á la Car2Go oder DriveNow gibt, dürfte das Mietmodell sogar die einzige Carsharing-Möglichkeit sein.

Und auch Unbeteiligte profitieren vom Carsharing. Denn ökologisch gesehen spart das geteilte Auto Platz, Energie und Schadstoffe ein. Deswegen sprechen sich auch Organisationen wie der VCD dafür aus.

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