Nachhaltigkeit Das ist Deutschlands grünstes Bürohaus

In München entsteht einer der nachhaltigsten Bürokomplexe der Welt. Wir haben nachgeschaut, was ihn auszeichnet.

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In der Domagkstraße im Münchner Stadtteil Schwabing steht eines der nachhaltigsten Gebäude der Welt. Die Immobilie mit dem kryptischen Namen NuOffice erhielt jüngst vom US Green Building Council (USGBC) das LEED-Zertifikat in Platin. Mit 94 von 110 möglichen Punkten vergab die US-Behörde die bisher höchste Wertung in der Kategorie Investorenprojekt an das Münchner Bürogebäude. Lediglich 80 Punkte werden benötigt, um den besten Standard Platin zu erhalten. Die Abkürzung LEED steht für Leadership in Energy and Environmental Design - zu Deutsch: Führung in Energie und ökologischem Design. Es ist eines der strengsten und bedeutendsten Nachhaltigkeits-Siegel der Welt.

Nach Angaben der Experten ist das NuOffice derart nachhaltig konzipiert, dass es selbst Energiestandards in 40 bis 90 Jahren immer noch übertreffen kann. Geplant wurde das Gebäude von der deutschen Immobilien-Holding Hubert Haupt in Kooperation mit Experten des Fraunhofer-Instituts.

Doch was macht das Gebäude so nachhaltig? Wir haben für Sie die Highlights aufgelistet:

Niedriger PrimärenergiebedarfDas Gebäude nutzt Energie, die von außen zugeführt wird, die sogenannte Primärenergie, überaus effizient. Außerdem erzeugt es mit verschiedenen Systemen selbst Energie, die dann direkt im NuOffice verwendet wird. Nur 33 Kilowattstunden Primärenergie benötigt der Gebäudekomplex pro Jahr und Quadratmeter. Zum Vergleich: Der Durchschnitt liegt heute bei 148 Kilowattstunden je Quadratmeter und Jahr. Damit ist das NuOffice vom Energiebedarf ähnlich effizient wie ein Passivhaus.

Sinnvoller StandortDen Gebäudeplanern war es wichtig, einen Komplex zu bauen, der sowohl in Sachen Energie als auch persönlichem Nutzen nachhaltig ist. Nur wenn sich der Bau auch wirtschaftlich rentiert, ist er eine sinnvolle Investition. Deshalb ist das NuOffice ist außerdem gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden und hat eigene Parkplätze. Das E-Auto oder E-Bike kann im Keller abgestellt und aufgeladen werden. Für die Fahrer stehen Duschen zur Verfügung. Wer zum Flughafen muss, erreicht diesen in weniger als einer halben Stunde.

Wassersparende EinrichtungDie Außenflächen des Bürogebäudes haben die Planer großzügig gestaltet, so dass alles Regenwasser auf dem Grundstück versickern kann. Möglich ist das durch große Grünanlagen sowie spezielle Versickerungsschächte, die das Regenwasser dem Grundwasser zuleiten. Begrünt werden die Außenflächen von Pflanzen, die wenig Wasser brauchen. Das spart künstliche Bewässerungsanlagen.

Getreu dem Motto "Kleinvieh macht auch Mist" wurden im NuOffice zudem Spar-Armaturen verbaut, die den Wasserverbrauch senken. Auf den Toiletten gibt es zusätzlichen Spartasten.

Ökologische BaumaterialienDer Gebäudekomplex ist nicht nur im Betrieb ökologisch - auch der Bau wurde schon möglichst grün gestaltet. Die meisten der verwendeten Materialien hatten einen Weg von weniger als 800 Kilometer zur Baustelle, anfallende Abfälle wurden zu 84 Prozent recycelt. Es kamen nur zertifizierte Rohstoffe zum Einsatz.

Energiesparende Heizung

Geheizt wird im NuOffice ganz energiesparend durch Erdwärme und die Temperatur des Grundwassers. Besonders innovativ dabei: Die sogenannte Betonkernaktivierung. Tausende von Röhren wurden in Decken verlegt, durch die Wasser fließt. Dieses ist je nach Jahreszeit kalt oder warm und temperiert den Beton. Das ist energiesparend und soll für ein angenehmes Raumklima sorgen. Außerdem arbeiten die Systeme zur Klimatisierung vorausschauend, indem sie die lokalen Wettervorhersagen in die Berechnungen mit einbeziehen.

Solaranlage auf dem DachMittlerweile schon Standard: Eine Solaranlage mit 284 Modulen erzeugt jährlich bis zu 80 000 Kilowattstunden Strom. Die versorgen dann auch die E-Autos und E-Bikes im Keller mit frischem Saft.

Tageslicht hilft beim KlimatisierenEin Aspekt, auf den die Planer des NuOffice besonders stolz sind. Dank einer gut dämmenden Dreifachverglasung und einem intelligenten Sonnenschutzsystem - an dunklen Tagen wird viel Tageslicht in die Räume gelassen, an hellen Tagen wenig - sind die Räume stets optimal ausgeleuchtet. Gleichzeitig bewirkt das System, dass der Energiebedarf für künstliche Beleuchtung und Klimatisierung auf ein Mindestmaß reduziert wird.

Jeder wird zum Energiesparen motiviertEinfache Umsetzung, großer Effekt: Im Eingangsbereich des Gebäudes befindet sich ein Bildschirm, der über den aktuellen Energiebedarf informiert. Er zeigt aber auch, wie viel Energie von der PV-Anlage auf dem Dach aktuell eingespeist wird. Das soll, so die Idee, die Nutzer des NuOffice zum Energiesparen motivieren, da sie gleich die Auswirkungen ihres Verhaltens erkennen können.

Das NuOffice besteht aus drei Teilen. Der erste Bauabschnitt wurde 2012 fertiggestellt und hat eine nutzbare Gewerbefläche von 12 300 Quadratmeter. Bauabschnitt zwei (11 800 Quadratmeter) soll im Sommer 2014 fertiggestellt werden. Der letzte Teil (11 400 Quadratmeter) soll im Herbst 2015 nutzbar sein. In den ersten Gebäudekomplex haben sich bereits bekannte Unternehmen wie Giorgio Armani oder Estée Lauder eingemietet. Inhaber des NuOffice ist die Hamborner Reit AG.

Das NuOffice ist damit zwar aktuell das grünste Investorenprojekt, dass es aber noch umweltfreundlicher geht, zeigt ein Projekt in Dubai. Dort erhielt das Gebäude TCI, was für The Change Initiative steht, eine LEED-Wertung von 107 Punkten für den Bereich Commercial Interiors (zu deutsch: Kommerziell genutzte Innenräume).

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