Nachgefragt Was bedeutet Nachhaltigkeit für H&M, Herr Aufschnaiter?

Was bewegt die deutschen Nachhaltigkeitsmanager? Die neue WiWo-Green-Serie.

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In einer neuen Serie befragt WiWo Green die wichtigsten Nachhaltigkeitsmanager der deutschen Wirtschaft zu ihren Zielen. Den zweiten Fragebogen hat Alexander von Aufschnaiter ausgefüllt, der sich seit 2012 bei H&M Deutschland als CSR-Manager um alle grünen Themen kümmert. Vorher war Aufschnaiter in der Automobilindustrie tätig und beriet im Anschluss daran Unternehmen in CSR-Fragen.  

Herr Aufschnaiter, Bitte formulieren Sie in einem Tweet von 140 Zeichen, was Nachhaltigkeit für Ihr Unternehmen bedeutet.

Nachhaltigkeit hat für uns mit Haltung zu tun. Es ist eine nie endende Reise voller Leidenschaft und Engagement – mit klaren Zielen und ständig neuen Herausforderungen.

Wie viele Mitarbeiter kümmern sich um das Thema – oder sind Sie Einzelkämpfer?

Weltweit bearbeiten bei H&M etwa 170 Kollegen ausschließlich dieses Thema. Auch in Deutschland bin ich kein Einzelkämpfer – ganz im Gegenteil: Nachhaltigkeit genießt hier einen extrem hohen Stellenwert und ist mittlerweile in allen ca. 19.000 Köpfen der Kolleginnen und Kollegen verankert.

Nennen Sie bitte die drei wichtigsten Nachhaltigkeitsziele Ihres Unternehmens.

Mit unseren sieben Selbstverpflichtungen setzen wir alles daran, die Zukunft der Mode nachhaltiger zu gestalten. Hunderte Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit –unsere sogenannten „Conscious Actions“ – helfen uns dabei, diese Selbstverpflichtungen zu erfüllen. Viele der Maßnahmen zahlen beispielsweise auf folgende Ziele ein: Baumwolle ist das von uns am meisten verwendete Material. H&M hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis spätestens 2020 die gesamte Baumwolle in unserem Sortiment aus nachhaltigeren Quellen stammt. Der Klimawandel stellt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit dar. Unser erklärtes Ziel ist es, die Emissionen aus unseren Geschäftstätigkeiten bis 2015 insgesamt zu reduzieren – trotz unseres weiteren Wachstums von 10 bis 15 Prozent zusätzlicher Geschäfte pro Jahr.

Auf einer Schulnoten-Skala von 1 bis 6 – wie gut setzen Sie diese Ziele schon um?

In unseren Conscious Actions Highlights berichten wir jedes Jahr, wo wir mit unseren Zielen stehen – sowohl auf globaler als auch auf Deutschland-Ebene. Und wie oftmals auch bei Schulfächern, ist man nicht in allen Bereichen gleich gut. Es gibt einige Bereiche, in denen wir auf einem richtig guten Weg sind, beispielsweise bei der Verwendung nachhaltigerer Materialien, bei Energieeffizienz und beim Thema Recycling. Wir sind stolz darauf, nach Angaben des aktuellen Textile Exchange’s Global Sustainable Textiles Market Report 2012 zum zweiten Mal in Folge der weltweit größte Abnehmer von Bio-Baumwolle zu sein.

Auf welches Projekt in dem Feld sind Sie stolz?

Mit unserer Initiative zur Rücknahme gebrauchter Kleidung in allen unseren Geschäften – unabhängig von Zustand oder Marke - leisten wir einen erheblichen Beitrag zur Müllvermeidung und Ressourcenschonung. Das ist im dem Ausmaß bislang einzigartig in der Branche.

Wie stellen Sie überhaupt fest, wie nachhaltig ihr Unternehmen ist?

Nachhaltigkeit ist integraler Bestandteil bei allen unseren Überlegungen und Entscheidungen. Wie in anderen Bereichen auch, muss das Tun glaubwürdig, belastbar und überprüfbar sein. Deshalb sind alle unsere Ziele SMART definiert, eben spezifisch, messbar, abgestimmt, realistisch und terminiert. Bestätigung kommt auch von externen Experten: Wir sind im Interbrand-Ranking „Best Global Green Brands“ zum zweiten Mal in Folge untern den Top 50, in unserer Branche sogar unter den Top 3 gelistet.

"Go green to get gold" – wie viel Geld spart Ihr Unternehmen, indem es nachhaltiger arbeitet?

Wir betrachten unsere gesamte Geschäftstätigkeit langfristig. Wenn man über kurzfristige Profite hinausdenkt und in Nachhaltigkeit investiert, lohnt sich das auch wirtschaftlich – und darüber hinaus ist es ganz einfach richtig und wichtig.

Wo sehen Sie ein Geschäftsmodell für Nachhaltigkeit, das über kurzfristige Kostenersparnisse hinausgeht?

Wer bei Nachhaltigkeit auf kurzfristige Kostenersparnisse setzt, unterschätzt die Dimension und die Chancen des Themas. Was zählt, ist Langfristigkeit. Eine unserer Visionen ist es beispielsweise, einen geschlossenen Kreislauf für Textilien zu entwickeln. Leider ist es heutzutage noch nicht in großen Stil möglich, alle Materialarten zu neuen Fasern zu recyceln und damit einen geschlossenen Kreislauf zu ermöglichen. Einen erheblichen Teil der Einnahmen aus unserer Initiative „Kleidung sammeln bei H&M“ investieren wir deshalb in entsprechende Forschungsprojekte. In Hinblick auf eine zunehmende Verknappung gewisser Ressourcen ergeben sich hier auf lange Sicht neue Chancen.

Was tun sie, um Lieferketten nachhaltig zu gestalten?

Wir stellen hohe Anforderungen an unsere Lieferanten und überprüfen regelmäßig, ob sie ihnen gerecht werden. H&M arbeitet weltweit mit etwa 785 Zulieferern zusammen, die in etwa 1.800 Fabriken Kleidung und Kosmetik nach Designvorlage von H&M herstellen. Zusammen mit dem Launch des Nachhaltigkeitsberichts im März 2013 veröffentlichte H&M seine Lieferantenliste – als erstes Textilunternehmen dieser Größe weltweit. Durch Veröffentlichung der Liste möchte H&M weiter dazu beitragen transparenter und letztlich nachhaltiger in der Textilindustrie zu werden. Alle Zulieferer müssen vor Abschluss eines Liefervertrages den Code of Conduct von H&M, unseren Verhaltenskodex, sowie Richtlinien zur Einhaltung von Chemikalienbeschränkungen und anderen ökologischen Standards als Vertrag unterschreiben. Damit verpflichten sich alle Zulieferer und deren Sublieferanten zur Einhaltung dieses Verhaltenskodexes von H&M. Dieser beruht auf den Kernkonventionen der ILO und der Kinderrechtskonvention der UN. Gleichzeitig verpflichten sich alle Zulieferer von H&M und deren Sublieferanten dazu, Kontrollen durch H&M sowie externe Auditoren, auch unangekündigt, zuzulassen.

Was ist das größte Hindernis für die Umsetzung von Nachhaltigkeit?

Das Unternehmenskonzept von H&M ist es, Mode und Qualität zum besten Preis anzubieten. Unser Handeln hat dabei Auswirkungen auf die Welt um uns herum. Wir sorgen für Beschäftigung und tragen zu wirtschaftlichem Wachstum bei, aber wir verbrauchen auch natürliche Ressourcen und verursachen CO2-Emissionen.

Koppelt Ihr Unternehmen das Gehalt der Führungskräfte an das Erreichen grüner Ziele?

Das Thema ist definitiv stark genug, um alle Kollegen zu begeistern und mit vollem Engagement an der Zielerreichung mitarbeiten zu lassen – da braucht es keine zusätzlichen finanziellen Steuerungselemente.

Was tun Sie persönlich, um nachhaltiger zu leben?

Seitdem ich in Hamburg lebe, habe ich mein Auto abgeschafft und nutze bei Bedarf das Carsharing-Angebot. Wann immer es das Wetter zulässt, nehme ich das Fahrrad – und das Wetter hier ist ganz klar besser als sein Ruf. In unserem privaten Haushalt kommen ausschließlich erneuerbare Energien zum Einsatz. Zudem bin ich bereits seit einiger Zeit sehr zufriedener Kunde einer sogenannten Nachhaltigkeitsbank. Ich liebe Fisch und achte beim Kauf sehr aufmerksam auf Herkunft und Fangmethode.

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