Nachgefragt Was bedeutet Nachhaltigkeit für Mondelez, Frau Blohberger?

Was bewegt die deutschen Nachhaltigkeitsmanager? Heute antwortet Barbara Blohberger von Mondelēz.

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In regelmäßigen Abständen befragt WiWo Green die wichtigsten Nachhaltigkeitsmanager der deutschen Wirtschaft zu ihren Zielen. Den heutigen Fragebogen hat Barbara Blohberger ausgefüllt. Sie leitet in Deutschland den Bereich Sustainability des weltweit drittgrößten Nahrungsmittel-Konzerns Mondelēz, bis 2012 Kraft Foods

Bitte formulieren Sie in einem Tweet von 140 Zeichen, was Nachhaltigkeit für Ihr Unternehmen bedeutet.

Nachhaltigkeit heißt Zukunftssicherung. Wir engagieren uns mit „Well-being“ für das Wohlergehen von Umwelt und Menschen entlang unserer Wertschöpfungskette.

Wie viele Mitarbeiter kümmern sich um das Thema – oder sind Sie Einzelkämpfer?

Nachhaltiges Engagement ist bei uns nicht nur Chefsache, sondern ein „Gemeinschaftsprojekt“. Wir denken, dass für den langfristigen Unternehmenserfolg die Zusammenarbeit aller Bereiche und Ebenen entscheidend ist: Jede Stimme, jede Idee, jedes Commitment zählt! Durch den regelmäßigen Austausch sowie durch Informationsveranstaltungen und Trainings verankern wir das mehr und mehr im Unternehmen und erwecken unseren „Call for Well-being“ zum Leben.

Nennen Sie bitte die drei wichtigsten Nachhaltigkeitsziele Ihres Unternehmens.

Mit „The Call for Well-being“ verfolgen wir einen holistischen Ansatz – unsere Zielsetzungen reichen vom nachhaltigen Anbau der Rohware über die sichere und umweltschonende Herstellung der Produkte bis hin zum ausgewogenen Verzehr beim Konsumenten.

  1. Wir wollen nachhaltige Landwirtschaft fördern und unseren ökologischen Fußabdruck verringern: Mit unseren beiden Programmen Cocoa Life und Coffee Made Happy investieren wir rund 600 Millionen US-Dollar direkt in den Anbaugebieten. Dadurch verbessern wir die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Kaffee- und Kakaobauern vor Ort.

  2. Auch an den europäischen Standorten sind Nachhaltigkeit und Umweltschutz wichtige Themen. Seit vielen Jahren arbeiten wir daran, sowohl den „Input“ an Energie, Wasser und anderen natürlichen Ressourcen als auch den „Output“ an Emissionen, Abwasser und Abfall im Produktionsbereich zu minimieren. Bis 2015 wollen wir so den Energie- und Wasserverbrauch und die CO

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    -Emissionen um 15 Prozent senken.

  3. Erstmals haben wir weltweit gültige Ziele zu den Nährwerten von Produkten definiert: Bis 2020 sollen sogenannte „Better choice“-Produkte im weltweiten Portfolio rund 25 Prozent des Umsatzes ausmachen. Dies sind Produkte, die bestimmte Nährwertkriterien erfüllen. Zudem reduzieren wir den Gehalt an Natrium und gesättigten Fettsäuren um 10 Prozent und erhöhen den Vollkornanteil weltweit um 25 Prozent. Neben der Ausweisung der Nährwerte auf der Vorderseite der Produktverpackung soll auch der Anteil an Einzelportionen, die 200 Kilokalorien oder weniger enthalten, im weltweiten Produktportfolio um 25 Prozent erhöht werden.



Auf einer Schulnoten-Skala von 1 bis 6 – wie gut setzen Sie diese Ziele schon um?

Wir haben uns sehr ambitionierte Ziele gesetzt und sind sehr zuversichtlich, dass wir diese planmäßig realisieren können. Zum Beispiel haben wir das Ziel, bis 2015 all unsere westeuropäischen Kaffeemarken zu 100 Prozent aus nachhaltig angebauten Kaffeebohnen herzustellen, schon zu rund 80 Prozent erreicht. Sicher wird es Herausforderungen geben, die jetzt noch nicht absehbar sind und die eventuell einzelne „Kurskorrekturen“ erfordern. Doch wichtig ist, dass wir uns kontinuierlich weiterentwickeln, besser werden und transparent über unsere Fortschritte und Ziele informieren.

Auf welches Projekt in dem Feld sind Sie stolz?

Wir sind besonders stolz auf die Relevanz, die unsere Mitarbeiter dem Thema beimessen und das Herzblut, mit dem sie sich an unseren Projekten beteiligen. Neben Arbeitsgruppen wie dem „Team Green“ oder dem Einsatz Freiwilliger in den Ursprungsländern zeigt sich das in unserer „Corporate Volunteering Week“: Jedes Jahr im Oktober krempeln unsere Mitarbeiter die Ärmel hoch und engagieren sich für andere Menschen oder für die Umwelt. 2013 waren weltweit mehr als 16.000 Mitarbeiter in über 80 Ländern dabei; in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben mehr als 300 Mitarbeiter ihren Job für einen Tag gegen den Einsatz in einer sozialen Einrichtung oder für die Natur eingetauscht. Es ist toll zu sehen, was möglich ist, wenn viele mit anpacken!

Wie stellen Sie überhaupt fest, wie nachhaltig ihr Unternehmen ist?

In den Anbauländern arbeiten wir mit unabhängigen Partnern vor Ort zusammen. Der Erfolg unseres Cocoa Life Projekts wird beispielsweise von einem unabhängigen Advisory Council durch die Organisationen Care International, Anti-Slavery International, dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) sowie dem WWF überprüft. Mondelēz International ist zudem im Dow Jones Sustainability Index gelistet – für uns ein Beleg, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Den Fortschritt unserer Produktionsziele messen wir vor allem über interne Tools. Aber auch externe Prozesse helfen uns, kontinuierlich besser zu werden: So erreichte zum Beispiel unser größtes europäisches Lebensmittelwerk in Bad Fallingbostel die LEED Zertifizierung mit Gold-Status für ökologisches Gebäudemanagement.

„Go green to get gold“ – wie viel Geld spart Ihr Unternehmen, indem es nachhaltiger arbeitet?

Insbesondere durch die kontinuierlichen Verbesserungen in der Produktion haben wir in den vergangenen Jahren auch Kosten gespart. Das freut uns natürlich, ist aber nur ein Aspekt. Geschäftlicher Erfolg und nachhaltiges Engagement gehen Hand in Hand.

Wo sehen Sie ein Geschäftsmodell für Nachhaltigkeit, das über kurzfristige Kostenersparnisse hinausgeht?

Wer langfristig erfolgreich sein möchte, muss Nachhaltigkeit in sein Geschäftsmodell integrieren. Davon bin ich überzeugt. Denn nur wenn wir zukunftsorientiert handeln, können wir weiterhin unsere Produkte in der Qualität und Menge anbieten, wie es unsere Konsumenten von uns erwarten und wie es unseren Marken gerecht wird. Zudem legen Mitarbeiter zunehmend Wert auf einen Arbeitgeber, der verantwortungsvoll agiert. Aber auch die Konsumenten interessieren sich immer mehr für die Herkunft ihrer Lieblingsprodukte. Das alles motiviert uns, das Thema weiter voranzutreiben.

Was tun Sie, um Lieferketten nachhaltig zu gestalten?

Unsere wichtigsten Rohwaren langfristig zu sichern, hat für die Zukunft unseres Unternehmens große Bedeutung. Der fortschreitende Klimawandel stellt den Kakao- und Kaffeeanbau vor große Herausforderungen – junge Farmer wandern in die Städte ab, da sie dort mehr verdienen können. Hier sehen wir die wirtschaftliche Notwendigkeit, den Anbau nachhaltig zu gestalten und damit auch die Zukunft unseres Unternehmens zu sichern. Daran arbeiten wir mit unseren Nachhaltigkeitsinitiativen „Cocoa Life“ und „Coffee Made Happy“. Genauso wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten. Kontinuierlich prüfen wir unsere Lieferkette und optimieren sie. Vor allem im Logistikbereich konnten wir bereits erhebliche Verbesserungen erzielen. Ein Beispiel ist unser Jacobs Rohkaffeezug, der die Kaffeebohnen mittlerweile völlig CO2-neutral von Bremen ins Röstkaffeewerk nach Berlin-Neukölln bringt.

Was ist das größte Hindernis für die Umsetzung von Nachhaltigkeit?

Als weltweit tätiges Unternehmen haben wir nicht nur die Verantwortung, sondern auch die Größe, um viel Positives zu bewirken – leider geht das nicht von heute auf morgen. Nachhaltigkeit ist ein Prozess, eine Veränderung unserer Denk- und Arbeitsweise. Und das braucht Zeit. Letztendlich ist auch bei Nachhaltigkeit der Weg das Ziel – und diesem Weg folgen wir konsequent.

Koppelt Ihr Unternehmen das Gehalt der Führungskräfte an das Erreichen grüner Ziele?

Grundsätzlich sind wir ein leistungsorientiertes Unternehmen und schätzen es Wert, wenn Ziele erreicht werden. In der Art der Zielsetzung aber unterscheiden wir nicht. „Well-being“ ist ein zentraler Pfeiler unserer Unternehmensstrategie, das heißt es spiegelt sich in den Managementaufgaben einzelner genauso wider wie die Sicherung des wirtschaftlichen Erfolgs unseres Unternehmens oder die Gestaltung eines positiven Arbeitsumfeldes.

Was tun Sie persönlich, um nachhaltiger zu leben?

Ich bin beruflich zwar viel unterwegs, versuche aber soweit möglich Dienstreisen mit dem Flugzeug zu vermeiden. Privat achte ich vor allem darauf, Obst und Gemüse aus biologischem Anbau beziehungsweise je nach Saison zu beziehen und esse wenig Fleisch. Ich denke, dass jeder von uns Möglichkeiten finden kann, nachhaltiger zu leben, ohne dabei auf Komfort oder Genuss zu verzichten.

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Bisher haben in der WiWo-Green-Serie zum Thema Nachhaltigkeit geantwortet:

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