Mobilität Wie aus altem Bratfett in der Küche Biodiesel wird

Ein Spritroboter macht aus altem Speisefett echten Biodiesel. Burgerriese McDonalds macht im großen Stil vor, wie es geht.

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Freunde von Pommes, Chicken-Wings und Co. werden das Problem kennen. Wohin mit dem Fett, wenn der alten Fritteuse eine neue Füllung  spendiert wird? In den Abfluss geben ist nicht gerade umweltfreundlich, speziell entsorgen meist zu umständlich. Eine britische Firma hat eine mögliche Abhilfe für dieses Problem geschaffen: Der BioBot 20, zu deutsch in etwa „Bioroboter“, soll aus altem Speisefett im wahrsten Sinne des Wortes im Handumdrehen Biodiesel gewinnen, den dann sogar das Auto schluckt.

Der knapp kühlschrankgroße schwarze Kasten würde damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Das alte Fett ist entsorgt und der Wagen vor der Tür gleich mit vollgetankt. Wie das funktionieren soll, zeigt ein Video des britischen Herstellers. Was die blonde Dame in dem Video präsentiert, sieht nicht kompliziert aus, jedoch sehr zeitintensiv.

Zunächst gibt man das alte Fett in den BioBot und erhitzt es im Inneren. Dabei muss man beständig an einer Kurbel drehen, die für das Durchmischen des Fettes zuständig ist. Anschließend gibt man von Hand verschiedene Chemikalien wie Methanol und Natronlauge in den Biobot und lässt diese Mischung mit dem Fett reagieren. Dort spaltet sich das alte Frittenfett innerhalb von rund zwölf Stunden dann in Glyzerin und Biodiesel.

Der Biodiesel kann anschließend in den Tank des Autos gegeben werden. Doch wohin mit dem Glyzerin? Damit kommt man schon zum ersten Problem der Technik. Glyzerin ist in kleinen Mengen nicht weiter schädlich und kann auch mal in den Ausguss gegeben werden. Versucht man jedoch wirklich sein Auto mit dem selbst hergestellten Biodiesel zu betreiben, werden auch dementsprechend größere Mengen an Glyzerin abgeschieden, bei denen die Entsorgung nicht mehr ganz so unproblematisch ist.

McDonalds führt im großen Maßstab vor, wie es gehtMan sieht: Die Idee der BioBot 20-Erfinder aus Großbritannien hat Charme, aber entscheidende Hürden. Neben der Problematik der Glyzerinentsorgung ist die Frage, wer sich solch ein Gerät zulegen soll und möchte. Mit einem Preis von 655 britischen Pfund (rund 760 Euro) ist der Wunderwürfel nicht ganz billig. Bis sich bei diesem Anschaffungspreis die eigene und damit fast kostenlose Herstellung (Biobot spricht von Kosten um die 17 Cent pro Liter) von Biodiesel rentiert, kann einiges an Zeit vergehen.

Eine einfache Rechnung: Möchte ich einen 100 Liter großen Tank mit eigenem Biodiesel befüllen, brauche ich zu den 100 Litern „Rohstoff“, also altem Fett, noch einmal rund 15 bis 20 Prozent Chemikalien. So gibt es der Hersteller an. Somit muss ich zunächst einmal 100 Liter altes Fett „produzieren“. Mit einer gewöhnlichen Fritteuse und Essgewohnheiten auch Abseits von Pommes und Chicken-Wings dauert das vermutlich ein Leben lang. Daneben fallen dann noch Kosten für die Chemikalien an, die zur Reaktion benötigt werden.

Zu guter Letzt spielt der Faktor Zeit eine bedeutende Rolle bei der Biospritproduktion in der eigenen Küche. Allein rund fünf Minuten braucht die blonde Dame im Werbevideo nur um die Schritte zu zeigen, an deren Ende Sie rund zwei Liter Biodiesel in ihren Kombi kippt. Das Video ist geschnitten, mindestens zwölf Stunden dauert der Reaktionsprozess, davor muss regelmäßig die Flüssigkeit umgerührt werden. Aus Fett Diesel machen, ist also eine durchaus zeitraubende Angelegenheit.

Ein wirklicher Nutzen für den Normalverbraucher ist also kaum zu erkennen. Für andere aber ist der BioBot durchaus attraktiv: Für Imbissbudenbesitzer zum Beispiel, die sich die Erlöse aus Currywurst und Pommes mit etwas Sprit aufbessern wollen. "Currydiesel" wäre eine durchaus aufsehenerregende Werbemaßnahme - das klinkt auch nicht mehr so öko und gesund wie Biodiesel.

Im großen Maßstab funktioniert das Ganze auch schon wirtschaftlich: So macht McDonalds in Australien aus seinem alten Frittierfett derzeit schon tausende Liter Treibstoff, mit dem die eigene Flotte fährt.

Und so viel kurbeln und futtern muss man wohl auch mit dem Biobot nicht: Denn derzeit vertragen europäische Motoren sowieso nur eine Beimischung von sieben Prozent Biodiesel. Deshalb: Guten Appetit - und gute Fahrt.

Hier das Video zur Treibstoffherstellung in der Küche:



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