Mobilität Berliner Startup bringt elektrische Tuk-Tuks nach Europa

Inzwischen gibt es asiatische Rikschas auch in Berlin - von dort aus will sie das Startup eTukTuk in ganz Europa verkaufen.

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Eigentlich kennt man Tuk-Tuks nur aus asiatischen Großstädten wie Bangkok oder Bombay. Jetzt sollen sie auch auf europäische  Straßen kommen. Populär machen will die motorbetriebene Rikscha mit mehreren Sitzplätzen und Dach das Berliner Startup eTukTuk. Aber absolut umweltfreundlich, wie der Name schon verrät. Denn ausgerüstet sind die deutschen Rikschas mit einem Elektroantrieb.

Während einer seiner Auslandsaufenthalte in Asien kam Adam Rice, studierter Politologe mit vielen Jahren Erfahrung im Marketingbereich, auf die Idee, das Gefährt nach Deutschland zu bringen. In Asien dient es vornehmlich als Taxi, aber auch als Transportmittel für Lasten aller Art.

Gemeinsam mit seinem Freund Wolfgang Knörr machte er sich auf die Suche nach einem Hersteller, der ihnen dieses ungewöhnliche Gefährt, ausgerüstet mit Elektromotor und möglichst kostengünstig, produzieren konnte. Fündig wurden sie bei der niederländischen TukTuk-Factory, einem kleinen Unternehmen voller Ingenieure, die sich ganz auf das Thema Elektro-TukTuk konzentriert haben.

Im Februar 2011 gründeten Rice und Knörr dann die eTukTuk GmbH. Heute besitzen sie sieben Elektro-Rikschas. Die verwenden Messeveranstalter und Werber in Berlin und Umgebung vor allem für ihre Veranstaltungen. So ließ sich schon die versammelte Prominenz der Grünen-Parteispitze mit den eTukTuks durch das Berliner Nachtleben chauffieren.

Die Gründer setzen ganz auf grünen StromRice und Knörr setzen bei ihrem Geschäftsmodell vollständig auf emissionsfreie Energie. „Die TukTuks werden in unseren Garagen an normalen Steckdosen geladen, jedoch beziehen wir unseren Strom von einem Anbieter, der nachweißlich zu 100 Prozent auf erneuerbare Ressourcen bei der Energiegewinnung setzt“, erklärt Wolfgang Knörr.

Die beiden Marketingexperten Knörr und Rice haben mit ihrem Unternehmen ambitionierte Pläne. Bis 2014 wollen sie die Fahrzeugflotte auf 49 Fahrzeuge vergrößern. Dabei sollen die Rikschas, die in vier verschiedenen Varianten angeboten werden, nicht nur in Deutschland, sondern auch auf Mallorca, in Cannes und Zürich unterwegs sein.

eTukTuk setzt vor allem auf Unternehmenskunden, die ihre Gefährte für Messen, Stadtführungen oder auch als außergewöhnlichen Infostand buchen sollen. Das Gründerteam will sich so in unterschiedlichen Feldern profilieren. Sollten andere Hersteller Interesse zeigen, winken auch dann Einnahmen: Denn das Unternehmen besitzt die exklusiven Verkaufsrechte für die elektrische Rikscha in Deutschland. Daneben wollen Rice und Knörr die Flächen auf ihren Gefährten als Werbeflächen vermieten und selbst Touren durch verschiedene Großstädte anbieten.

Die ursprüngliche Idee, mit dem Tuk-Tuk ins Taxigeschäft einzusteigen, verwarfen die zwei Gründer nach langen Diskussionen. „Das Taxigeschäft ist derart von etablierten Firmen besetzt“, so Knörr, „dass es zur Zeit uninteressant und wenig lukrativ für uns ist, dort Fuß zu fassen.“ Per Gesetz sei es sowieso verboten, ein dreirädriges Fahrzeug als Taxi zu nutzen.

Fahren wie ein Inder - am Steuer macht das TukTuk besonders viel SpaßAußerdem ist Taxifahren im TukTuk ziemlich öde, finden die Gründer. Selbstfahren mache viel mehr Spaß, sagen sie. Fraglich wäre außerdem, wie gut sich die Elektrorikscha mit einer Reichweite von rund 70 Kilometern und einer Ladedauer von rund zehn Stunden im Alltag der Großstadt geschlagen hätte.

Dennoch trägt das Mobil auch abseits des Taxigeschäfts zum Klimaschutz bei: „Wenn man allein in Berlin sieht, wie viele Busse mit Verbrennungsmotoren Touristen Tag für Tag umherfahren, erkennt man, dass das eTukTuk eine perfekte grüne Alternative ist.“

Bei der Umsetzung ihrer ambitionierten Expansionspläne setzt eTukTuk auf eine Finanzierungsmethode, die in Deutschland immer noch eher exotisch ist. Mithilfe von „Crowdfunding“ wollen Rice und Knörr die 250 000 Euro für ihre Unternehmensexpansion sammeln. Crowdfunding bezeichnet die Finanzierung eines Unternehmens oder Projekts durch viele Investoren, die jeweils mit kleinen Beträgen investieren. Die Summe dieser Kleininvestoren kann am Ende jedoch zu beachtlichen Beträgen führen.

Die eTukTuk-Gründer haben jetzt schon knapp 85 000 Euro über seedmatch.de eingesammelt. Dass Rice und Knörr auf Crowdfunding als Investitionsmethode setzen, hat vor allem einen Grund: „Wir mögen die freundliche aber professionelle Atmosphäre, in der wir mit den Leuten von seedmatch.de zusammenarbeiten. Das ist ganz anders als bei einer Bank.“

Ob es das eTukTuk irgendwann auch als Fahrzeug für Privatleute geben wird? Diese Frage ist noch ungeklärt. Bei einem Kaufpreis von rund 17 000 Euro wäre das Gefährt kein ganz billiger Spaß. Bis ein Stückchen Asien im ganz großen Stil die europäischen Straßen erobert, kann es also noch eine Weile dauern.

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