Mit Plastik aus dem Meer Adidas stellt jetzt Recycling-Schuhe her

Adidas will Schuhe aus Meeresmüll stricken - das Plastik-Problem lösen diese leider kaum.

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Sie sind ein ungleiches Paar: Die manchmal militante Meeresschutz-Organisation Sea Shepheard auf der einen, der Herzogenauracher Sportkleidungshersteller Adidas auf der anderen Seite. Und doch arbeiten sie nun zusammen.

Sea Shepheard hat für Adidas illegale Fischnetze eingesammelt, die im Meer gespannt sind. Diese sind „wie eine Mauer am Grund des Sees aufgespannt und töten so ziemlich jeden Fisch, der durchschwimmen möchte“, erklärt Cyrill Gutsch. Der ist wiederum Gründer von „Parley for the Oceans“, einem Netzwerk, das Adidas beim Kampf gegen Meeres-Müll unter die Arme greift. Und damit das Bindeglied zwischen Naturschützern und Großkonzernen.

„Parley“ steckte in den letzten Jahren auch hinter anderen Projekten, brachte etwa Popstar Pharrell Williams zum Plausch über Mode aus Müll nach Berlin. Keine Überraschung also, dass Williams mittlerweile bei Adidas eine eigene Produktreihe hat, etwa eigene Schuhe. Und so schließt sich der Kreis, denn aus den eingesammelten Netzen entstehen nun ebenfalls schicke Treter.

Aus dem Fischernetz wird ein Obermaterial gestrickt, das am Ende einen grünen Schuh mit eigenwilligem Aussehen entstehen lässt. Tatsächlich arbeiten Nike und Adidas schon länger daran, Schuhe zu stricken – so lässt sich nämlich der Materialeinsatz reduzieren. Wenn dieses nun auch noch kostenfrei von Umweltschützern geliefert wird, freut sich das Unternehmerherz.

„Plastik neu erfinden“Allerdings handelt es sich bei dem Schuh um einen Prototypen. Über eine Serienfertigung sagt der Konzern noch nichts. Später in diesem Jahr will Adidas jedoch nach eigener Aussage weitere Produkte aus Meeres-Müll vorstellen. Doch so schön sowohl der Prototyp und die geplanten Produkte als auch die Idee dahinter sind – mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein kann Recycling-Mode aus dem Ozean nicht sein. Die meisten Kunststoffteile, die im Meer schwimmen, sind zu klein, um sie mit einfachen Netzen einsammeln zu können. Doch gerade diese können Tieren gefährlich werden.

Deshalb ist Gutsch dem Material gegenüber auch eher negativ eingestellt. „Wir werden Plastik im Meer nur verhindern können, wenn wir das Material selbst neu erfinden“, sagte er dem US-Magazin „Fast Company“. Und weiter: „Das Design hat versagt. Es gehört nicht in die Natur, nicht in den Bauch eines Fisches.“

Deshalb habe „Parley“ auch einen Chemiker eingestellt, der an kompostierbarem Plastik arbeitet. Dass die Plastik-Revolution nicht sofort kommt, ist den Beteiligten bewusst. „Das heißt für uns: Rausgehen und so viel sauber machen, wie wir können“, sagt Gutsch. Jedes Plastikteilchen, das man einsammle, könnte einem Tier das Leben retten.

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