Meeresenergie Gibraltar bekommt neuartiges Wellenkraftwerk

Das israelische Startup EWP baut in Gibralter sein erstes Wellenkraftwerk – mit einer eigenwilligen Technik.

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Gibraltar, das kleine Stückchen Großbritannien an der gleichnamigen Meeresenge zwischen Europa und Afrika, verbraucht pro Jahr gut 150 Millionen Kilowattstunden Strom. Der wird komplett in eigenen Dieselkraftwerken erzeugt. Der Sprit ist zwar entschwefelt, doch das Treibhausgas Kohlendioxid entweicht ungehindert in die Umwelt. Außerdem ist die Stromerzeugung auf diese Weise nicht gerade billig.

Das will die Verwaltung der Exklave ändern. Bereits in sechs Jahren sollen 15 Prozent des Stroms für die knapp 30.000 Einwohner emissionsfrei erzeugt werden.

Das freut nicht zuletzt das israelische Unternehmen Eco Wave Power (EWP). Denn es darf an der Küste Gibraltars seine ersten großtechnischen Wellenkraftwerke bauen. Bisher gab es lediglich Versuchsanlagen zum Beispiel am Schwarzen Meer.

Damit reihen sich die Israelis in die immer größer werdende Schar von jungen Unternehmen ein, die die gewaltige Energie, die in den Weltmeeren steckt, zur Stromerzeugung nutzen wollen.

EWP kann mit gleich zwei Konzepten dienen, die sich vor allem in der Form der Schwimmkörper unterscheiden, die in den Wellen auf- und abwippen: der Wave Clapper und der Power Wing.

Die Bewegung der Schwimmkörper treibt Pumpen an, die eine Hydraulikflüssigkeit an Land drücken. Dort steht das Kraftwerk, in dem die unter Druck stehende Flüssigkeit einen Generator antreibt. Mit dieser weitgehenden Verlagerung der Technik an Land, will EWP die Verschmutzung des Meeres etwa durch auslaufendes Schmieröl verhindern.

Die Schwimmkörper sind mit diversen Sensoren bestückt. Sie sorgen dafür, dass diese sich immer optimal zu den auflaufenden Wellen positionieren, sodass die maximal mögliche Menge an Strom erzeugt wird. Außerdem messen die Fühler den Wellengang. Steigt er über ein festgelegtes Limit, werden die Schwimmkörper hochgeklappt, sodass sie von den anrollenden Brechern nicht erreicht und damit auch nicht zerstört werden können – ein Schicksal, das schon vielen Meereskraftwerken beschieden war.

Die Verwaltung in Gibraltar wird den Strom aus Meeresenergie 25 Jahre lang abnehmen. Zu welchem Preis, das geben die Projektpartner nicht bekannt. Laut der Agentur Bloomberg soll das Pilotprojekt aber fünf Millionen Dollar kosten, was im Vergleich mit Solar- oder Windenergie sehr viel Geld ist. Derzeit müssen die Bewohner Gibraltars zwischen 10 und 16 Cent pro Kilowattstunde zahlen, je nach Stromverbrauch.

Schon im nächsten Jahr soll die erste Anlage mit einer Leistung von 0,5 Megawatt in Betrieb gehen. Sie liefert laut Aussage des Unternehmens im Schnitt genug Strom für 450 Haushalte. Die Israelis wollen es jedoch nicht bei einem Kraftwerk belassen. Die Kapazität soll auf fünf Megawatt aufgestockt werden.

Hier noch ein Video zur Technik:



An dieser Stelle haben wir weitere Projekte vorgestellt, die das Meer zum Kraftwerk machen sollen.

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