Landwirtschaft in der Wüste Startup entwickelt Gewächshaus, das Wasser produziert

Dieses Gewächshaus sammelt Tau. Bauern können ihre Pflanzen damit bewässern.

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Überall in der äthiopischen Wüste sollen einmal kleine, grüne Oasen entstehen. Denn das Land und viele seiner Bewohner leiden unter Trockenheit.

Dafür hat das Non-Profit-Unternehmen Roots Up ein spezielles Gewächshaus entwickelt.

Landwirte, die das Gewächshaus verwenden, müssen dafür keine aufwendige Technik zukaufen – sie benötigen nur Plastikplanen und Bambusstöcke.

Tau für die BewässerungWie ein breites, flaches Zelt sieht die Entwicklung von Roots Up aus. Tagsüber sammelt sich unter der Plane viel warme Luft, die nicht entweichen kann.

Wenn die Temperaturen am Abend sinken, können Farmer die Spitze des Gewächshauses mit einem Seil öffnen. Kühle Luft strömt herein, bis sich im Zelt Tau bildet.

Ein Behälter fängt den Niederschlag auf. Die Bauern trinken das Wasser oder bewässern damit ihre Pflanzen. Regnet es in der Wüste einmal, lässt sich mit dem Gewächshaus auch das Regenwasser auffangen. Bis zu 1000 Liter passen in den Wasserspeicher.

Sechs Millionen Menschen hungernMit dem Gewächshaus will das Team von Roots Up eines der dringlichsten Probleme Äthiopiens lösen. Wegen Dürre können Farmer nur auf einem Viertel der Fläche Landwirtschaft betreiben.

In der nördlichen Region Äthiopiens hat nur ungefähr ein Fünftel der Bewohner Zugang zu Wasser. Ein Großteil der Landwirte ist auf Regenwasser angewiesen - allerdings regnet es selten

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen schätzt, dass im vergangenen Jahr sechs Millionen Menschen in Äthiopien wegen der Trockenheit nicht genügend Nahrung hatten. Mehr als eine halbe Million Flüchtlinge aus  Nachbarländern wie Somalia verschlimmern die Lage noch.

Die beiden französischen Gründer – Bassel Jouni und Mathilde Richelet – arbeiten mit der Universität Gondar im Norden Äthiopiens zusammen. Mithilfe einer Crowdfunding-Kampagne wollen sie neben ihrem Gewächshaus auch mehrere Workshops für Bauern anbieten.

Sie sollen lernen, wie sie durch natürlichen Dünger die Bodenerosion stoppen können und wie man das Gewächszelt errichtet.

Zehn Gewächshäuser bis NovemberIm Juni soll ein erster Prototyp fertig zu sein. Schon im September könnten das Training der Bauern dann beginnen. Das Ziel: Innerhalb von zwei Monaten insgesamt zehn der Gewächshäuser mit den Landwirten aufzubauen.

Sollte das Projekt in Äthiopien funktionieren, könnte das Gewächshaus auch Farmern in anderen Ländern helfen.

Lebensmittelknappheit nicht mit hochtechnologischen Produkten sondern mit einfachen Lösungen anzugehen, ist sinnvoll. Hilfsgegenstände, die die Menschen kennen und vor Ort anschaffen können, verbreiten sich schneller.

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Nachtrag vom 10.4.2015: Das Projekt hat unsere Leser sehr interessiert, viele wünschen sich weitere Informationen. Ihre Fragen haben wir an Roots Up weitergeleitet und deren Antworten hier zusammengestellt:

Die Landwirte in Äthiopien pflanzen vor allem Weizen und Gerste an. Nach dem Pflanzplan des Startups sind aber auch Gemüsesorten wie Grünkohl und Kohl vorgesehen. Verschiedene Kräuter halten die Schädlinge fern.

Die Fläche des Gewächshauses soll 100 Quadratmeter betragen. Die Nahrung reicht dabei nicht ganz für eine sechsköpfige äthiopische Familie, heißt es von Roots Up. Zusammen mit dem gesammelten Tauwasser kann es die Ernährung der Familien aber grundlegend verbessern.

Das Wasser sei rein und sehr gut trinkbar, schreibt Roots Up. "Tauwasser ist eine großartige Alternative für die Wasserversorgung in Regionen, in denen es selten regnet", heißt es weiter.

Pro Quadratmeter Plane sollen im Durchschnitt sieben Liter Wasser gesammelt werden - pro Tag.  Das gilt für die Trockenzeit, in der die Luftfeuchtigkeit bei 40 Prozent liegt, schreibt das Startup.

Roots Up will die Plastikplane zehn Jahre lang einsetzen. Sie könne danach zwar nicht recycelt werden, das Startup verweist aber auf unterschiedliche afrikanische Upcycling-Projekte.

In einem Video erklärt Roots Up die Erfindung.

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