Konkurrenz für Batterien Riesen-Ballons speichern Energie unter Wasser

Halb so teuer, doppelt so langlebig: Unterwasser-Ballons machen künftig Batterien Konkurrenz.

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In stürmischen Zeiten produzieren Windräder manchmal so viel Energie, dass ihr Überschuss auf dem Markt nur zu Billigpreisen verschleudert werden kann. Das kanadische Unternehmen Hydrostor hat sich deshalb ein erstaunliches System einfallen lassen, das Energie auf See dank riesiger Unterwasserballons wirtschaftlich zwischenspeichern soll.

Getestet wird das Pilotprojekt derzeit nahe Toronto, am Grund des Lake Ontario, etwa 2,5 Kilometer von der Küste entfernt. Dort, in einer Wassertiefe von 55 Metern, sind sechs Ballons aus stabilem Nylongewebe verankert, die normalerweise bei der Bergung gesunkener Schiffe zum Einsatz kommen.

Um die Energie bei Bedarf zwischenzuspeichern, sind sie Ballons über Rohre mit Kompressorstationen an Land verbunden. Bei einem Energie-Überschuss angrenzender Offshore-Windparks springen die Kompressoren an und füllen die Unterwasserballons mit Luft. Dank des hohen Wasserdrucks ist es dabei möglich, die Luft stark zu komprimieren, ohne dass die Ballons reißen.

Im Falle benötigter Energie wiederum wird die komprimierte Luft zurück an Land geführt, wo sie eine Turbine antreibt und dadurch elektrischen Strom erzeugt. Bis zu 660 Kilowattstunden sollen die Ballons so generieren und speichern können. Das würde reichen, um rund 80 deutsche Durchschnitts-Haushalte für einen Tag mit Energie zu versorgen.

50 Prozent billiger als BatterienBereits fünf Jahre arbeiten die Wissenschaftler an ihrem Speicher-Projekt. Noch ist allerdings unklar, ob sich das Verfahren in der Realität bewähren wird. So ist unter anderem offen, wie hoch der Energieverlust bei der Umwandlung ist. Schon jetzt habe die Ingenieure deshalb Wärmetauscher installiert, die die bei der Kompression entstehende Wärme – immerhin mehrere hundert Grad Celsius – nutzbar machen und den Energieverlust reduzieren sollen.

Einig ist man sich indes über die Kostenersparnis: Bis zu 50 Prozent billiger sollen die Unterwasserballons im Vergleich zu herkömmlichen Großspeicherbatterien sein – bei einer doppelt so langen Lebensdauer. Vor allem für Betreiber von Offshore-Windanlagen, die häufig Stromüberschüsse produzieren und ohnehin im Wasser stehen, könnte die Technik damit interessant sein.

Wie das System künftig en detail funktionieren soll, sehen Sie hier:

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