Innovation Schweizer Startup baut biegbare Solarmodule

Seit Jahren arbeiten Startups an flexiblen Solarmodulen. Jetzt startet ein Schweizer Unternehmen erstmals die Produktion.

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Seit Jahren arbeiten kleine Startups und Unternehmen an der nächsten Generation Solarzellen, die nicht mehr nur auf Hausdächern, sondern auch angebracht auf Fassaden und Autos Strom gewinnen können. Jetzt kann eines dieser Unternehmen loslegen und seine innovativen flexiblen Solarzellen im industriellen Maßstab bauen. Flisom, ein Spin-Off der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich, hat von Schweizer Investoren und vor allem vom indischen Stahlriesen Tata einen Betrag erhalten (über die Höhe schweigen die Investoren), um die Industrieproduktion aufzubauen.

Das Unternehmen, das in Dübendorf im Kanton Zürich angesiedelt ist, will zunächst eine Fabrik für eine Jahresproduktion von 15 Megawatt errichten. Flisom nutzt Know-how von Forschern der Empa, einer interdisziplinären Forschungs- und Dienstleistungsinstitution für Materialwissenschaften und Technologieentwicklung innerhalb der ETH Zürich. Die Empa hatte kürzlich mit einer solchen Zelle einen Weltrekord erzielt. Der Wirkungsgrad erreichte 20,4 Prozent, das ist fast so viel wie der einer guten Siliziumzelle.

Die Empa-Forscher schafften das allerdings nur mit einer gewissermaßen handgefertigten Zelle aus dem Labor. Großtechnisch produzierte Zellen sollen zunächst zwölf Prozent erreichen. Außer ihrer Flexibiltät glänzen die Zellen aus der Schweiz mit extrem niedrigen Produktionskosten. Der Strom, den sie produzieren, soll umgerechnet rund 12 Cent pro Kilowattstunde kosten. Normal sind derzeit 20 Cent.

Die stromerzeugende Schicht basiert auf Kupfer-Indium-Gallium-Diselenid (CIGS). Zellen aus dieser Legierung gibt es bereits, allerdings ist deren Untergrund aus Glas, weil die Beschichtungstemperatur mit bisheriger Technik so hoch ist, dass flexible Kunststofffolien schmelzen würden. Den Schweizern ist es gelungen, ein Abscheideverfahren auf deutlich niedrigerem Temperaturniveau zu realisieren.

„Solche Technologien haben das Potenzial, das Leben vieler Menschen zu verbessern”, begründet K.R.S. Jamwal, Geschäftsführender Direktor von Tata Industries, das Engagement des Stahlriesen, der bereits eine eigene Technologie vorgestellt hat, mit der sich in stahlverkleideten Fassaden Wasser mit solarer Strahlungswärme erhitzen lässt (siehe Beitrag „Gebäude: Fassade fängt solare Wärme ein“)

Die flexiblen Solarzellen lassen sich in nahezu beliebige Form bringen, etwa um Fassaden ästhetisch zu gestalten und gleichzeitig zur Stromerzeugung zu nutzen. Die Folien können auch auf Autodächer geklebt werden, um die Bordbatterien zu unterstützen.

Die Zellen werden mit organischen Modulen konkurrieren, die sich noch billiger herstellen lassen, aber noch längst nicht an den Wirkungsgrad der Schweizer Zellen heranreichen. Zu den führenden Entwicklern dieser nächsten Zellengeneration gehören zwei deutsche Unternehmen: Heliatek mit Sitz in Ulm und Dresden sowie Konarka Electric OPV (OPV steht für Organic Photovoltaics) in Nürnberg. Beide stellen bereits Zellen in kleinen Stückzahlen her.

Korrektur: In einer alten Version des Textes war von einer Investitionssumme von 15 Millionen Schweizer Franken die Rede. Die Summe ist aber unbekannt.

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