Innovation Diese 8 Projekte wollen der Meeresenergie zum Durchbruch verhelfen

Noch ist Energie aus den Meeren eine Nische, doch das Potenzial ist groß. Wir stellen Projekte vor, die es nutzen wollen.

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Bereits 2020 könnte der Preis für eine Kilowattstunde Strom aus Gezeiten- und Wellenkraftwerken auf bis zu sieben Euro-Cent sinken, heute ist das Doppelte oder Dreifache noch normal. Der Kostensturz würde in den Folgejahren zu einem Boom der Energiegewinnung auf den Ozeanen führen: Bis 2050 könnte Strom vom Meer dann schon fast zehn Prozent des weltweiten Bedarfs decken.

Das ist das Ergebnis, zu dem japanische Forscher 2012 in einer Studie kamen. Die Wissenschaftler machen damit deutlich, wie gewaltig das Potenzial der Meere als Energiequelle ist.

Das Spannende: Im Gegensatz zu Windrädern und Solaranlagen liefert das Meer im Sommer, im Winter, nachts und tagsüber Strom. Wir zeigen acht interessante Innovationen, die dieses Potenzial erschließen wollen.

Vor der walisischen Küste soll eine künstliche Lagune ab 2017 Strom produzieren. Auf rund zehn Kilometer Länge machen sich Turbinen die Gezeiten zunutze - jeweils bei Ebbe und Flut fließt Wasser durch die Turbinen. Mit der Energie will das Unternehmen Tidal Lagoon den Verbrauch von etwa 100.000 Haushalten decken.

Ein 20 Tonnen schwerer Flügel soll am Meeresgrund Strom aus der Strömung gewinnen. Ein erstes Demonstrations-Projekt des sogenannten WaveRollers wird derzeit am Ufer der Bretagne installiert. Gelingt das Projekt, wollen der finnische Energiekonzern Fortum, die französische Marinewerft DCNS und das Technologie-Unternehmen AW-Energy drei weitere WaveRoller-Kraftwerke bauen.

Das irische Startup Openhydro hat bereits mehrere seiner maritimen Riesenräder in den Weltmeeren versenkt. Anfang des Jahres folgte nun ein weiterer Prototyp vor der französischen Küste. Mit vier Turbinen und insgesamt zwei Megawatt maximaler Leistung soll eine einzelne Anlage 2000 bis 3000 Haushalte über das ganze Jahr hinweg zu versorgen. Zu diesem Zweck arbeitet Openhydro mit dem französischen Energieversorger Electricité de France zusammen.

Das Vorhaben einer Gruppe von Wissenschaftlern ist so spannend wie kurios: Unter dem Namen Podenergy planen die Forscher,  im großen Stil Seegras anzubauen. Das soll sowohl Methan produzieren - aus dem sich Strom und Treibstoff gewinnen lassen, als auch CO2 speichern. Auf den Fidschi-Inseln läuft derzeit ein Pilot-Projekt. Würden neun Prozent der Ozeanfläche mit solchen Seegras-Wäldern bedeckt, könnte man den gesamten heutigen Energie-Bedarf an fossilen Brennstoffen decken.

Das Meeresenergie-Projekt mit der größten Leistung wird in Schottland gebaut. Ab 2018 sollen dort nach und nach 40 Megawatt ans Netz gehen. Tatsächlich sind es etwa 50 Anlagen, die zusammengeschaltet werden, um auf die Gesamtleistung von 40 Megawatt zu kommen. Möglich wird das durch eine Art Boje, die an der Wasseroberfläche schwimmt und als riesiger Hebel funktioniert. Von den Wellen vor- und zurückbewegt, pumpen die Bojen Meerwasser durch eine Pipeline an Land. Dort treibt das Wasser wiederum eine herkömmliche Turbine an und produziert Strom. Die Technik liefert das schottische Unternehmen Aquamarine Power.

Mit einer Leistung von insgesamt zehn Megawatt ist auch SeaGen-S ein Mammut-Pilotprojekt. Vor der walisischen Küste, bis zu 40 Meter unter Wasser, werden sich ab 2015 fünf riesige Mühlen drehen. Angetrieben von den Strömungen des Wasser liefern diese Elektrizität. Der Vorgänger SeaGen wurde von dem britischen Unternehmen Marine Current Turbines mit Sitz in Bristol entwickelt, Siemens übernahm es Anfang 2012 und verbesserte die Technik gemeinsam mit den britischen Ingenieuren weiter.

Dieses Pilotprojekt ist so vielversprechend, dass die britische Regierung kürzlich Unterstützung versprach: Das Schwedische Unternehmen Minesto ist kurz davor, Strom mithilfe von Unterwasser-Drachen - sogenannten Kites - zu gewinnen. Die Kites pflügen durch das Meer und nutzen Wasser, das durch ein angebrachtes Schaufelrad strömt um Elektrizität zu gewinnen.

Die Idee, aus Folien Strom zu gewinnen, kommt aus Deutschland. Die zwei Industrieunternehmen Wacker und Bosch haben sich mit den renommierten Technischen Universitäten Hamburg-Harburg und Darmstadt zusammengetan, und eine Folie entwickelt, die die Kraft von Meereswellen in elektrische Energie umwandelt. 2020 soll ein erster Prototyp fertig sein. Durch die schiere Menge der Folien und deren Massenproduktion soll das Projekt rentabel Strom produzieren können (mehr zur Funktion, gibt es hier).

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