Feinstaub in Europas Städten In Reykjavik ist die Luft am saubersten

In vielen europäischen Städten ist die Luftverschmutzung hoch. Nicht so in Reykjavik: Dort kann man durchatmen.

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Mehr als 95 Prozent aller Stadtbewohner in der Europäischen Union (EU) leiden zumindest zweitweise unter zu hoher Luftverschmutzung. Sie ist die Ursache für 447.000 Todesfälle pro Jahr. Das geht zumindest aus dem jüngsten Luft-Qualitäts-Report der Europäischen Umweltagentur (EEA) hervor.

Er hat alle Daten veröffentlicht, die Messstationen in mehr als 600 Städten gesammelt haben. "Die Luftverschmutzung verursacht hohe Kosten für unsere Natur, unsere Wirtschaft, die Produktivität der Europäischen Werktätigen und, was am Schlimmsten ist, für die allgemeine Gesundheit der Europäer", sagt EEA-Direktor Hans Bruyninckx.

20 Prozent aller Stadtbewohner atmen an sieben Tagen Luft mit einem erhöhten Feinstaubanteil ein. Die weitaus meisten leiden häufiger unter verschmutzter Luft, gut 30 Prozent sogar an mehr als 35 Tagen pro Jahr.

Dicke Luft besonders in OsteuropaAm Schlimmsten trifft es die Menschen in Osteuropa: Bulgaren, Polen, Slowaken, Tschechien, Ungarn und der Türkei. Dazu kommt Italien. Turins Bürger etwa atmeten 2011 an 105 Tagen im Jahr mit zu viel Feinstaub belastete Luft ein.

Die Obergrenze für Feinstaub liegt bei 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft an höchstens 35 Tagen im Jahr.

Deutschland landet mit durchschnittlich rund 18 Mikrogramm pro Kubikmeter auf einem Mittelplatz. Ohne die Einführung von Umweltzonen wäre das nicht gelungen, sagt Marcel Langner, Feinstaub-Experte des Umweltbundesamtes, obwohl die Belastung „nicht signifikant abgenommen“ habe. Dennoch sei ihre Einführung richtig gewesen. Ohne die grünen Plaketten wäre die Luftverschmutzung seiner Ansicht nach noch schlimmer.

Die Luft in Reykjavik ist am sauberstenDie sauberste Luft atmen Städter in Island, Finnland, Schweden, Estland und Portugal. Mit einem Spitzenwert außerhalb der 35-Tage-Spanne von 15 Mikrogramm pro Kubikmeter (μg/m3) Luft schneidet die isländische Hauptstadt Reykjavik am besten ab. Das geht aus einer Tabelle (hier zum Download) hervor, die 1206 Messstationen in Europa und dem asiatischen Teil der Türkei erfasst.

Mit 134,7 μg/m3 ist auch das polnische Touristenziel Krakau ganz hinten, abgesehen von einer Reihe von türkischen Städten. Deutschlands Saubermann ist ein Teil von Bremen mit 24,6 μg/m3. Die Luft der Ruhrgebietstadt Herne ist mit 60,8 μg/m3 die am stärksten belastete in Deutschland. Absolutes Schlusslicht ist die türkische Millionenstadt Gaziantep in Südostanatolien mit 182,9 μg/m3.

Höchste Ozon-Konzentration in NorditalienDie höchsten Konzentration an Ozon, das die Atemwege verätzt, haben Messstationen in Norditalien ermittelt. Auch Spanien, Deutschland und Frankreich sind betroffen. Die Emission von Gasen, die das ultraviolette Sonnenlicht in Ozon umwandelt, verursacht von der Industrie und Verbrennungsmotoren sowie Methan aus der Tierhaltung, ist allerdings von 2002 bis 2011 um etwa ein Drittel zurückgegangen.

Schwefeldioxid (SO2), das Kohlekraftwerke einst in vielen Millionen Tonnen emittiert haben, spielt in den westlich gelegenen EU-Staaten keine große Rolle mehr. Im Südosten ist die Belastung allerdings noch relativ hoch, wohl weil Rauchgas noch nicht überall von SO2 befreit wird. Im Durchschnitt atmen rund 95 Prozent aller Städter weitgehend SO2-freie Luft.

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Neben dem Report findet sich hier eine detaillierte Betrachtung der Luftbelastung in allen 27 EU-Ländern. Nahezu in Echtzeit präsentiert die EEA die aktuelle Belastung mit Feinstaub, Stickstoffoxid, Ozon und Schwefeldioxid hier. Farbabstufungen zwischen grün und dunkelrot signalisieren die Gefahr der aktuellen Luftbelastung. 

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