Boom zum Huhn Onlinehändler verkauft Warnwesten für Geflügel

No Joke: Immer mehr Menschen halten sich Hühner zu Hause. Jetzt gibt es die Warnweste für das Federvieh.

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In dem Werbe-Video des britischen Unternehmens Omlet staksen ein braunes und ein schwarzes Huhn zufrieden umher. Sie finden hier und da ein Korn und verirren sich irgendwann auf ein Straße. Plötzlich rast ein Auto heran ... dank einer Warnweste erkennt der Fahrer die Hühner aber frühzeitig und kann gerade noch bremsen. Die Hühner wirken ein wenig verstört, aber gehen unbeschadet ihres Weges.

Ein Scherz von Monty Python, fragt man sich? Keineswegs. Omlet ist ein Unternehmen für Tierbedarf und bietet die Lebensretter für Hühner an. Aber gibt es dafür überhaupt einen Markt? Sehr wohl:

Ehemalige Legehennen, zum Beispiel, können neuerdings bei tierlieben Haltern ihren wohlverdienten Ruhestand genießen. Katja Tiepelmann hat eine Intiative für Hühner im Rentenalter gegründet. "Rettet das Huhn"  richtet sich an Hobbyhalter, die den ausgemusterten Legehennen einen schönen Lebensabend bescheren wollen. Normalerweise wartet auf sie der Tod. Dank der Initiative konnten deutschlandweit schon mehr als 10.000 Hühner diesem Schicksal entrinnen.

Ein weiteres Projekt trägt den schönen Namen "Hahnhatten", denn der Hühnerhype macht selbst vor den Großstädten der USA nicht halt. In Manhattan bauen Federviehliebhaber überall dort ihre Hühnerställe, wo Platz ist: In den Hinterhöfen und auf Hausdächern. Es ist längst kein ungewöhnliches Bild mehr, wenn im Wartezimmer beim Tierarzt neben Kaninchen und Wellensittich auch Hühner zu sehen sind.

"Bauernhahn statt Turbohuhn"Manche Hühner landen allerdings auch im Gefängnis. Nicht jedoch wegen schwerwiegender Delikte, sondern um jugendlichen Straftätern zu helfen. Die Jugendlichen sollen lernen, Verantwortung zu übernehmen. Die Jugendanstalt Schleswig macht gute Erfahrungen mit dem Programm, denn als Lohn für die tägliche Tierpflege erhalten die harten Jungs frische Eier von den Vögeln. Die Initiative "Bauernhahn statt Turbohuhn" kennt viele solcher Beispiele.

Damit wird klar, dass Omlet eine durchaus gewinnträchtige Nische gefunden haben könnte. Die Warnweste für das Huhn ist dabei gleich doppelt sinnvoll: Nicht nur werden die Tiere beim Überqueren der Straße besser gesehen, zusätzlich halten die Westen sie auch warm. Denn Hühner mit Legehennen-Vergangenheit leiden oft unter Gefiederausfall. Das liegt vor allem an den schlechten Haltungsbedingungen. Für den Sommer gibt es auch Tweedjacken für das modebewusste Huhn (oder den Halter).

Die Westen kosten schlappe 15 Euro und sind in gelb und pink erhältlich. Das Material ist nach Herstellerangaben atmungsaktiv und das wattierte Innenfutter samt Flectalon von der NASA (!) erprobt. Dank verstellbaren Klettverschlüssen lässt sich die Weste an die Konfektionsgröße des Huhns anpassen.

Eine aktuelle Entwicklung könnte den englischen Huhnausstattern noch viele weitere neue Kunden bescheren. Pro Jahr werden allein in Deutschland 40 bis 50 Millionen Küken getötet. In erster Linie die männlichen Eintagsküken, die für die Fleischproduktion unwirtschaftlich erscheinen. In Nordrhein-Westfalen wurde dieses Vorgehen vor kurzem verboten. Die Frage, wo diese Küken verbleiben sollen, regelt die Verordnung des Verbraucherschutzministerium jedoch nicht.

Die ungewollten Mini-Hähne als Haustiere aufzuziehen, ist jedenfalls eine charmante Lösung auf diese Frage.

Offen bleibt jedoch, ob Katze und Hund beim Anblick der Westen neidisch werden, oder sich eher irritiert abwenden. Sollte es zu Übergriffen der Vierbeiner  kommen, hat die Firma Omlet jedenfalls zusätzlichen Schutz für das Huhn versprochen. Das spezielle Futter der Westen verhüte schlimme Verletzungen - gemeint sind hierbei aber eigentlich Hühnerdiebe wie der Fuchs.

Hier das Werbevideo der Firma Omlet



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