Boom bei Alpaka Anden-Kamel wird zum Anlageobjekt

Deutsche Züchter begeistern sich für Alpakas. Nun bietet der erste Anlegern eine Chance, sich an dem Boom zu beteiligen.

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Investitionen in Tiere sind bislang eine Seltenheit. Während Fleisch- oder Bekleidungsunternehmen schon lange an den Börsen zu finden sind, ist eine Herde in den meisten Fällen immer noch Eigentum ihres Besitzers. Warum auch externes Kapital für den Kauf von Ferkeln und Lämmern einsammeln, wenn man selbst züchten kann?

Doch genau diese Züchter werden nun von Alpakas vor ein Problem gestellt. Die Tiere sind nämlich fast 12 Monate lang trächtig und werfen dann nur ein Junges. Und gute Zuchttiere müssen importiert werden, was mit hohen Kosten verbunden ist. Das Ganze ist also ziemlich aufwendig.

Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Alpaka-Wolle, auch in Deutschland. Für Züchter ist die Boom bei der Wolle der süßen Anden-Kamele schon seit Jahren so ertragreich, dass sie mit der Zucht kaum nachkommen. Um der Nachfrage dennoch gerecht zu werden und die Zucht zu beschleunigen, bietet das schwäbische "Alpaka-Resort Drei Kaiser Berge" jetzt finanzielle Beteiligungen an den Alpakas an.

Der Besitzer des Resorts Franz Hanik betreibt eigentlich einen Hof für Pensionspferde. Pferdebesitzer können ihre Tiere dort abgeben, der Hof übernimmt die Haltung. Auch er wollte am Alpaka-Boom teilhaben, merkte aber schnell, dass auch er an die natürlichen Wachstumsgrenzen stieß. "Als Züchter haben wir mit Alpakas extrem hohe Gewinne", sagt er, mehr als mit Schafen oder Pferden.

Wolle allein reicht nichtUm expandieren zu können, will er nun Investoren ins Boot holen und wird vom Züchter zum Finanzdienstleister. So ermöglicht Hanik auch Nicht-Züchtern, am Alpaka-Boom teilzuhaben.

Kurios: Allein der Verkauf der Wolle würde gar keine überragenden Gewinne bringen. Knapp 40 Euro erlöst das Kilogramm, vier bis fünf Kilo pro Tier die Schur im Frühjahr. Anders ausgedrückt: Mit der Woll-Rendite könnte man keine Investoren locken.

Ertragreich dagegen ist derzeit der Verkauf von Jungtieren. "Wenn das Tier eine gute Wollqualität hat, bezahlen Interessenten für eine Stute 7000 Euro", erklärt Hanik. Für einen Zuchthengst sei locker das Zehnfache drin.

7000 Euro ist auch die Mindesthöhe, mit der Anleger sich bei ihm einbringen können. Sechs Prozent fallen bei einer Laufzeit von fünf Jahren an Zinsen ab. Das schlägt jedes Festgeldkonto. Bei einem längeren Investment sollen noch weitaus höhere Renditen drin sein.

Alpaka-Markt entsteht erstDer Trend zur Alpaka-Anlage kommt aus den südlichen US-Staaten. "Have you ever hugged your stock?", fragt ein texanischer Anbieter und wirbt mit dem hohen Kuschelfaktor der Tiere. Doch auch in den USA gibt es Investmentbeteiligungen an Alpakas noch nicht allzu lange: Bis in die 1980er-Jahre hinein hüteten die südamerikanischen Staaten ihre Alpakas eifersüchtig. Chile exportierte als erster Staat Tiere in den Norden und Westen.

In Peru, dem Heimatland der Alpakas, leben heute zwei bis drei Millionen Tiere, rund 80 Prozent des weltweiten Bestandes. Und Peru hat den Export immer noch stark reguliert. Über 5000 Tonnen Faser produziert das Land jährlich, größter Exportabnehmer ist China.

Die leichte, feine Wolle, die durch Hohlfasern auch hervorragend wärmt, wird in Deutschland immer mehr nachgefragt, gerade von Allergikern. Beim deutschen Alpakazuchtverband AZVD sind derzeit 12.000 Tiere registriert. Damit hat sich die Zahl in den vergangenen fünf Jahren etwa verdoppelt.

Aber die Alpakaherden wachsen eben nur langsam. Und Importe von guten Tieren sind teuer und kompliziert. Auf absehbare Zeit wird der Bedarf an Tieren also bestehen bleiben - davon ist auch Hanik überzeugt.

Wann kommt das Ende des Booms?Sollte es allerdings genug Tiere geben, um der Woll-Nachfrage entsprechen zu können, werden die Züchter kein Geld mehr für neue Tiere brauchen. Dann pflanzen sich die Herden von alleine fort; und wenn niemand mehr Alpakas kauft, gibt es auch keine Renditen für Investoren mehr.

Wer wirklich in ein Alpaka investieren will, sollte die Entwicklung des Marktes also ganz genau beobachten, um den richtigen Zeitpunkt zum Ausstieg nicht zu verpassen.

Viel dürfte auch von der Entwicklung der Alpaka-Woll-Branche abhängen. Ökologische Bedenken müssen Investoren übrigens nicht haben: Alpakas ernähren sich vegetarisch, können sich durch ihr Fell ideal dem Klima anpassen und die Schur ist für die Tiere bei steigenden Temperaturen eine Erleichterung. Und klimafreundlicher als der Import ist die regionale Herstellung von Alpaka-Wolle allemal.

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