Relo Aufsteckbarer Elektro-Antrieb für das eigene Fahrrad

Ein Nürnberger Startup entwickelt ein Nachrüstekit, das aus jedem Fahrrad ein E-Bike macht. Auch das Abmontieren soll kinderleicht sein.

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E-Bikes und Pedelecs sind nach Angaben des Branchenverbands ZIV (Zweirad-Industrie-Verband) eines der am stärksten wachsenden Segmente auf dem Fahrradmarkt. Denn längst radeln nicht mehr nur Rentner entspannt mit Motorunterstützung durch die Lande, auch Mountainbiker und stilbewusste Hollywoodstars wie Leonardo DiCaprio haben den elektrifizierten Drahtesel für sich entdeckt.

Jetzt will ein Nürnberger Startup es so einfach wie noch nie machen, das geliebte Fahrrad im Handumdrehen zum Elektrobike umzurüsten. Mit Relo soll schon nächstes Frühjahr ein Antrieb auf den Markt kommen, der einerseits nahezu jedes Fahrrad in ein E-Bike verwandelt, dabei jedoch so gut wie gar nicht in die bestehende Konfiguration des Fahrrads eingreift.

Dabei folgt das Team hinter Relo, die Drive & Innovation GmbH & Co. KG mit ihrem Chef Philipp Nagler einem Konzept, das Unternehmen wie Copenhagen Wheel oder FlyKly bereits vor einiger Zeit präsentiert haben: mittels eines Umrüstsatzes jedes Fahrrad mit elektrischer Trittunterstützung ausstatten.

Der bedeutende Unterschied jedoch: mit Relo soll der Antrieb so schnell wie er montiert wird auch wieder abgenommen werden können - dem Fahrrad sieht man seine elektrische Vergangenheit anschließend nicht mehr an.

Denn während bei anderen Herstellern das ganze Hinterrad ausgetauscht werden oder ein Motor aufwendig ans Tretlager montiert werden muss, kann man bei Relo Akkublock wie Motor einfach abnehmen. Lediglich das auffällige Getriebe bleibt zurück und verweist auf die Möglichkeit, auch mit Trittunterstützung fahren zu können.

Relo: Aufstecken und abnehmen des Elektroantriebs ganz nach Bedarf

"Damit wollen wir Radlern die Möglichkeit geben, genau ihr Wunschrad mit Elektromotor auszustatten, ohne groß in das Setup eingreifen zu müssen", erklärt Hannes Wolf, Sprecher des Unternehmens, die Idee hinter Relo. Denn der E-Bikemarkt würde zwar boomen, jedoch sei die Produktvielfalt wesentlich kleiner als bei Fahrrädern ohne Motor. "So kann es vorkommen, dass es zwar das persönliche Traumrad gibt, der Elektromotor jedoch fehlt."

Zum Relo Antriebssystem gehört ein 250 Watt Motor, der die Kraft über das Tretlager auf das Fahrrad überträgt. Somit entspricht die Funktionsweise von Relo einem klassischen E-Bike mit Mittelmotor. Wie stark der Motor dabei unterstützt, kann der Fahrer über einen Knopf am Lenker bestimmen, spätestens bei 25 Stundenkilometer stoppt der Motor jedoch seine Leistung, so will es das Gesetz. Insgesamt soll das System nur rund drei Kilogramm wiegen.

Schaltet der Fahrer den Elektromotor ab oder montiert ihn erst gar nicht aufs Unterrohr soll das Fahrrad seine alten Fahreigenschaften behalten, einem Leerlauf im montierten Getriebe sei dank.

Auf die Idee zum abnehmbaren Elektromotor kam Firmengründer Philipp Nagler vor gut zwei Jahren. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen knapp dreißig Mitarbeiter und steht kurz vor dem Markeintritt. "Zur Fahrradsaison nächstes Jahr soll man Relo kaufen können", erklärt Wolf. Dabei will das Nürnberger Startup mit Fachhändlern vor Ort zusammenarbeiten, die das Getriebe an das Tretlager des Fahrrads montieren. Die Montage soll zügig und einfach gehen: "Wenn Sie das System einmal gar nicht mehr nutzen wollen, können Sie es abmontieren und das Fahrrad sieht exakt so aus wie vorher."

Kein Sicherheitsrisiko durch NachrüstekitDie Idee, mittels eines Umbausatzes jedes Fahrrad theoretisch zum E-Bike umbauen zu können klingt interessant, wird jedoch auch kritisch gesehen. So warnen Experten davor, dass klassische Fahrradkomponenten den erhöhten Belastungen durch den Elektromotor nicht gewachsen seien, die Bremsen beispielsweise viel zu klein dimensioniert seien. "Wenn sie ein Fahrrad haben, das den normalen Belastungen im alltäglichen Gebrauch gut standhält und verkehrstüchtig ist, wird unser drei Kilogramm schweres System daran nichts ändern", entgegnet Hannes Wolf.

Mit dem Relo präsentiert das Nürnberger Startup eine interessante Idee, wie das Lieblingsfahrrad ohne viel Aufwand zum E-Bike umgerüstet werden kann - bei Bedarf auch nur temporär. Was das System allerdings kosten soll, wollten die Hersteller noch nicht verraten. Davon dürfte es aber bedeutend abhängen, wie erfolgreich Relo wird und ob eine komplette Neuanschaffung eines E-Bikes nicht doch die einfachere und schlussendlich günstigere Alternative ist.

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